„How fear has shaped human affairs“ ist eine Besprechung des Buches „Fear: An Alternative History of the World“ von Robert Peckham in The Economist. Das Buch habe ich (noch?) nicht gelesen, doch die Idee finde ich interessant und relevant, wobei ich sie noch um einen Aspekt ergänzen würde, der zumindest in der Besprechung nicht vorkommt. Die Idee des Buches ist, dass Angst eine sehr grundlegende und starke Emotion ist, die Herrschende zu ihrem Vorteil nutzen. Sie machen den Menschen starke Angst vor etwas, um sie zu beherrschen und ihre eigene Herrschaft zu legitimieren.
Die katholische Kirche hatte in Europa lange ein Monopol auf Angst vor dem Jenseits, womit sie sich schamlos bereicherte. Martin Luther bekämpft diesen Missbrauch und wurde dabei von weltlichen Herrschern unterstützt, die sich von einer Schwächung Roms mehr eigene Macht versprachen. Danach wurde Angst vor Hexen geschürt, obwohl es diese definitiv gar nicht gibt (während es beim Jenseits bis heute eine Frage des Glaubens ist). Zuletzt wurde nicht nur von Diktaturen, sondern sogar von demokratischen Regierungen gezielt Angst vor Corona geschürt, um starke Beschränkungen der Grundrechte durchzusetzen. Auch die Panikmache vor einer Klimakatastrophe gehört dazu, statt rational dem Klimawandel und seinen Folgen zu begegnen.
Was mir noch fehlt ist das Vorgehen von Terrorregimen, die nicht nur vor äußeren (und inneren) Gefahren warnen, gegen welche das jeweilige Regime aktiv werden und dazu drastische Maßnahmen durchsetzen müsse, sondern die auch Angst und Schrecken vor sich selbst verbreiten, um Kritiker mindestens mundtot zu machen oder sogar tatsächlich zu töten. Mittel gegen die Angst (wenn auch nicht unbedingt hinreichend gegen Terrorregime) sind Humor, Aufklärung und Zivilcourage. Wir sollten weniger Angst haben, was auch bei der nüchternen Abwehr realer Gefahren hilft.