Weckruf 2015

Heute ist Weckruf 2015 als neuer Verein an die Öffentlichkeit getreten. Damit will Bernd Lucke zusammen mit vier weiteren Mitgliedern des Europaparlaments als Initiatoren sowie zahlreichen aktuellen und früheren Parteifunktionären als Mitzeichnern möglichst viele Unterstützer sammeln, um die Alternative für Deutschland auf ihrem ursprünglichen bzw. seinem Kurs zu halten. Tatsächlich führt dies jedoch definitiv dazu, dass ‚Die AfD zerfällt‘.

Zwar appelliert man noch „an Frauke Petry, sich dem Weckruf 2015 anzuschließen“, aber das wird sie nicht tun, sondern sie bringt sich schon länger als zukünftige erste Vorsitzende in Stellung und ist diesem Ziel heute ein gutes Stück näher gekommen. Denn der neue Verein ist nicht geeignet, Herrn Lucke zusätzliche Stimmen beim Delegiertenparteitag in Kassel zu bringen, sondern die Gründung entfremdet eher bislang unschlüssige Delegierte, während sie nicht nur seine Anhänger, sondern auch Gegner mobilisiert. Für Kassel wäre es klüger gewesen, Frau Petry als Spalterin vorzuführen, während sie jetzt diesen Schwarzen Peter zurückgeben kann. Über eine mögliche neue Partei hätte Herr Lucke besser bis Kassel kein Wort verloren. So ist die Spaltung kaum noch aufzuhalten (siehe auch Partei vor der Spaltung: Lucke gründet Verein zum kollektiven Austritt aus der AfD“).

Im Ergebnis fürchte ich, dass weder die verbleibende AfD noch die neue Partei ernsthafte Chancen haben werden, sondern beide auf verschiedene Weise untergehen. Eine AfD ohne Bernd Lucke und die meisten bürgerlichen Mitglieder wandert tatsächlich in die rechte Ecke und versinkt zugleich im Chaos durch Inkompetenz wie in Siegen. Eine neue Weckruf-Partei lässt aber auch nicht erkennen, dass man auch nur aus einem der Gründungsfehler der AfD gelernt hätte, die ich hier demnächst einmal analysieren möchte. Der inhaltsleere und zugleich nicht unbelastete Name gehört dazu, aber auch das Fehlen jeglicher programmatischer Aussage. Jeder macht Fehler, doch man sollte denselben Fehler nicht zweimal machen. Ich werde deshalb Weckruf 2015 nicht beitreten, obwohl oder gerade weil ich mit wesentlichen Zielen eigentlich übereinstimme.

195 Gedanken zu „Weckruf 2015

    • Es gibt nur die Lösung, beide Teile wieder zu vereinen. Lucke und Petry wissen das, denn dämlich sind sie beide nicht. Die Dame aus Sachsen muss sich nur den Avancen des Blenders Pretzell erwehren , denn dem traue ich nichts zu. Der wird auch NIE Anwalt für seriöse Mandanten sein können, geschweige denn Politik er.ernen können. Beide L und P wissen, ein Auseinander beerdigt die Partei.

  1. Eine Kernpassage in der jüngsten Stellungnahme von Gauland trifft es meiner Meinung nach recht gut : -Zitatanfang-“ Denn nicht mit einem Namen werden die „neurechten Unterwanderer“ dingfest gemacht, werden die Behauptungen eines Rechtsruckes belegt. Es ist eine alarmistische Warnung ohne Substanz, die als Vorwand für eine Partei in der Partei dienen soll.“-Zitatende-. In jeder Partei gibt es politische Randbereiche. Das muss eine junge demokratische Partei aushalten und die evtl. Auswüchse argumentativ und in schweren Fällen auch disziplinarisch bekämpfen. Das funktioniert ,ist aber anstrengender als jetzt auch innerparteilich ohne Rücksicht auf Kollateralschäden mit der Nazi-Keule auf einen vermuteten „Dunstkreis“ zu schlagen. Die Vorgehensweise der Weckrufaktion weist für mich darauf hin, dass der Kampf gegen angeblich rechtsextreme Kräfte nur vorgeschoben wird, um eine andere Diskussion zu vermeiden. In Wirklichkeit geht es meiner Meinung nach (vereinfachend formuliert) um die Ausrichtung der Partei auf möglichst zeitnahe Koalitionsfähigkeit mit der CDU/CSU. Da man nicht bereit ist, DIESE Diskussion möglichst breit zu führen bzw. das Ablehnungsrisiko für unkalkulierbar hält , hat man den Umweg über die Rechtsextrem-Ausgrenzung gewählt. Auch weil man bei diesem allseits erprobten Verfahren nicht aufwendig argumentieren muss und erfahrungsgemäß immer etwas brauner Schmutz am Gegner hängen bleibt. Man stellt sich selbst einen „Henkel-Persilschein“ aus und nimmt dafür perfider weise in Kauf, dass sich die AfD-Gegner nun auf Insider-Beurteilungen bzgl. der Nazi-Nähe berufen können. Die Unaufrichtigkeit und die perfide Schwarz-Weiß- Methodik nehme ich den Initiatoren der Weckruf-Aktion übel und wünsche reparables Scheitern.

    • Das ist doch selbst „Schwarz-Weiß-Methodik“ von Ihnen, denn es handelt sich beim Weckruf nicht um eine „Nazi-Keule“, sondern es geht um differenziertere Vorwürfe, denen Sie so ausweichen wollen.

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