Lehrveranstaltungen verschoben und noch offen

Heute hätten eigentlich meine beiden ersten Lehrveranstaltungen des Sommersemesters stattfinden sollen. Eine Verschiebung nach Ostern wäre zwar auch ohne Corona-Pandemie sinnvoll gewesen, aber der Anlass ist kein schöner. Nun soll der Lehrbetrieb in zwei Wochen beginnen. Doch wie das geschehen darf, ist bis heute nicht klar. Nächste Woche werden die Landesregierung und das Rektorat darüber entscheiden.

Persönlich würde ich es begrüßen, in zwei Wochen Präsenzveranstaltungen mit Studenten durchführen zu dürfen, vielleicht mit einer digitalen Alternative für diejenigen, die nicht kommen können oder wollen, oder auch mit Abstandsregeln im Hörsaal. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass ich erstmals allein im Hörsaal stehen werde, vielleicht noch von einem Mitarbeiter begleitet. Schlimmstenfalls wird selbst das verboten, so dass ich von zu Hause aus senden werde. Denn ein kompletter Ausfall des Semesters ist nicht geplant (siehe „KMK: Sommersemester 2020 findet statt“).

Schwieriger als Vorlesungen lassen sich Seminare rein digital durchführen. Klausuren von zu Hause aus halte ich für gar nicht durchführbar. Jeder könnte zwar relativ leicht digital Aufgaben erhalten und Lösungen einreichen, aber die Identität der Bearbeiter und deren fehlende Zusammenarbeit lässt sich so nicht feststellen. Allerdings ist noch etwas Zeit bis zu den Klausuren, die sich vielleicht auch noch verschieben ließen. Von der Kultusministerkonferenz schon beschlossen ist die Verschiebung des Wintersemesters auf November.

Jedenfalls verlangt die Krise allen viel ab, nicht nur Dozenten wie mir, sondern vor allem auch den Studenten. Allein schon die Unsicherheit und Neuheit sind belastend, selbst wenn das Neue am Ende besser sein sollte. Idealerweise führt die Krise zu ohnehin sinnvollen Verbesserungen z. B. im Bereich der Digitalisierung oder Entbürokratisierung.

17 Gedanken zu „Lehrveranstaltungen verschoben und noch offen

  1. Sehr geehrter Herr Professor Dilger,

    Zitat: „Idealerweise führt die Krise zu ohnehin sinnvollen Verbesserungen z. B. im Bereich der Digitalisierung oder Entbürokratisierung.“

    Glauben Sie wirklich, dass solche Verbesserungen nach der Krise stattfinden, wann das auch immer sein mag?

    Unser „Möchtegernkanzler“ und Kinderbuchautor fordert ja gerade jetzt neue Verbote. Alle Atomkraftwerke sollten in Hinblick auf Corona sofort heruntergefahren werden. Gerade jetzt sollte man m.E. nach die Entscheidungen der „Kohlekommission“ neu prüfen. Ein Blackout in der Coronakrise hätte schlimmste Folgen.

    • Das Zitat bezog sich speziell auf Hochschulen und die Verbesserungen sollen nicht auf wundersame Weise nach der Krise stattfinden, sondern in der Krise bzw. erzwungen durch die massiven Einschränkungen. Vieles wird auch schlechter oder gar nicht laufen, aber da kann man dann später einfach zu den früheren Verfahrensweisen zurückkehren.

      Was andere Bereiche angeht, zeigt sich jetzt zumindest, was wirklich wichtig ist. Die Lieblingsprojekte der Grünen gehören offensichtlich nicht dazu (intelligenter Umweltschutz etc. hingegen schon).

      • Er meint den Heizungssanierer in der Krise, der sich davor fürchtet, dass sich die Inkubationszeit wieder alle zwei Tage verdoppeln würde.

  2. Lehre per z.B. Zoom ist doch überhaupt kein Problem, warum macht Ihre Fakultät das nicht standardmäßig? An anderen Standorten ist die Lehre gestern mehr oder weniger problemlos angelaufen. Wie man Klausuren durchführen kann, wird sich noch zeigen, da stimme ich zu.

    • Die Universität hat jetzt massenweise Zoom-Lizenzen gekauft. Aber eigentlich ist Zoom für gleichrangige virtuelle Treffen gedacht, nicht für Sendungen von einem zu vielen mit gelegentlichen Fragen. Idealerweise ließen sich dadurch traditionelle Vorlesungsstrukturen aufbrechen, tatsächlich droht doch eher Chaos bis hin zu eindeutigem Missbrauch. Zoom ist gerade in den USA in einige Skandale verwickelt.

      In ganz NRW wurde der Semesterbeginn um zwei Wochen verschoben. Dabei hätte man mit rein digitalen Veranstaltungen ebenso diese Woche beginnen können wie in zwei Wochen. Vielleicht werden dann doch noch Präsenzveranstaltungen erlaubt. Wenn es Auflagen wie Abstandsregeln gibt, müsste man sehen, wie sich diese umsetzen lassen. Vielleicht wären gemischte Veranstaltungen nicht schlecht und sogar ein Zukunftsmodell, wo einige im Hörsaal sitzen und andere zu Hause.

      • Gerade solche Sendungen funktionieren sehr gut, wenn die Studenten ein Mindestmaß an Disziplin aufweisen. Zum Beispiel können sie sich stummschalten und nur bei Fragen ihr Mikrofon anschalten oder im Chat schreiben. Von den Datenschutzproblemen habe ich auch gelesen, aber interessieren sich Externe wirklich für den Vorlesungsstoff, der für einen begrenzten Teilnehmerkreis gedacht ist?

        Man könnte auf so etwas wie Microsoft Teams ausweichen, aber anscheinend gab es den Trend zu Zoom, vielleicht weil es günstiger und einfacher zu bedienen ist.

        Gemischte Vorlesungen könnten sinnvoll sind, sind aber technisch weniger einfach zu realisieren. Bei einer reinen Online-Veranstaltung kann man sich vor den eigenen Laptop setzen und die Qualität ist akzeptabel. Im Hörsaal müsste man erst einmal schauen, wie man vernünftige Videos aufnimmt. Außerdem könnte es Probleme mit der Internetverbindung geben, wenn gleichzeitig viele Dozenten vom Uninetz aus senden.

      • Je mehr teilnehmen, desto eher sind auch welche ohne hinreichende Disziplin dabei. In den USA ist wohl das Hauptproblem, dass sich Störer von außen einwählen, was sich ggf. technisch begrenzen lässt. Der Datenschutz betrifft nicht nur die Dozenten, sondern vor allem auch die Studenten. Wenn jeder freiwillig zustimmt, ist das nicht so problematisch. Aber was macht man mit denen, die nicht zustimmen? Schließlich sind die Internetverbindungen in der Universität mit Standleitungen viel besser als rein privat über WLAN oder sogar Mobilfunk.

      • Bei Problemen mit der Disziplin könnte man auf die Webinar-Funktion von Zoom ausweichen. Die Meeting-Funktion ist interaktiver und daher prinzipiell angenehmer, beim Webinar können die Studenten dann wirklich nur zuschauen. https://support.zoom.us/hc/de/articles/115005474943-Meeting-und-Webinar-im-Vergleich In beiden Fällen könnte der Chat zugespammt werden, ok.

        Man kann auch die virtuellen Treffen aufnehmen (oder einfach nur Videos ohne Teilnehmer aufnehmen) und den Studenten mit Bedenken nachträglich zur Verfügung stellen. Das sollte Probleme mit dem Datenschutz minimieren (wiederum auf Kosten der Interaktivität).

  3. Ich denke, dass Sie schon bald wieder ziemlich normal lehren werden können, da eine relativ zügige Lockerung, bzw. Aufhebung der Einschränkungen nach Ostern allem Anschein nach aus politischen Gründen gewünscht ist.

    Sicherlich nicht weil die Corona-Infektions-Ausbreitung bereits am Abklingen wäre – die Zahlen der Infektionen und Todesfälle steigen schließlich immer noch deutlich weiter -, sondern aus anderen Gründen.

    Zum einen dürften die wirtschaftlichen Schäden und Langzeitfolgen, wenn in den nächsten Wochen nicht reagiert wird, natürlich noch erheblich zunehmen.

    Ein anderer pikanter Grund für ein zeitnahes Lockern kurz nach Ostern dürfte möglicherweise auch mit dem Beginn des Ramadan etwa eine Woche nach Ostern zu tun haben. Natürlich wird dies nicht öffentlich von den Altparteien zugegeben werden, aber die plötzliche Eile und die von Politik und Medien nun ins Spiel gebrachte hastige Kehrtwende samt argumentativer Schwerpunktverlagerung (Mundschutz > Isolierung) ist doch einigermaßen verdächtig.

    Scheinbar hat man in der etablierten Medien- und Politikführungsriege Angst, dass unschöne und nicht mehr zu verheimlichende Bilder entstehen, die womöglich auch noch „den Rechten“ Auftrieb geben könnten und im worst case Szenario vor aller Öffentlichkeit Mängel der Integration sowie der inoffiziellen Deliktverfolgung und Zweiklassenjustiz sichtbar werden lassen. Bereits in den zurückliegenden Tagen trugen sich einzelne Fälle zu, bei denen die Polizei, anders als bei der autochthonen Bevölkerung, bei größeren Massenansammlungen vor einer Moschee ziemlich zahn- und machtlos war.

    Also ich schätze mal, dass trotz weiter steigender Zahlen (Infektionen und Tote) eine baldige Kehrtwende eingeläutet wrid. Kurz hat dies ja auch bereits angedeutet und der ist wohl mit Soros und dessen Open border/ no nation-Agenda ganz gut vernetzt. Nein, die etablierte Medien- und Politikkaste lässt sich nicht gerne ihre Narrative und Deutungshoheiten aus der Hand nehmen.

    • Hoffen wir, dass es bald zu Lockerungen kommt. Die Entwicklung der Infektionszahlen spricht auf jeden Fall dafür (solange es auch nur eine Neuinfektion gibt, steigt natürlich die Zahl der Infektionen insgesamt, doch die Zahl der gemessenen Neuinfektionen sinkt und liegt inzwischen unter der Zahl der Genesenen, so dass auch die Zahl der Ansteckenden zurückgeht). Doch die Politik hat ihre ganz eigene Logik.

      An eine Verschwörung zu Gunsten von Muslimen glaube ich nicht. Trotzdem könnte der Ramadan eine Rolle spielen, weil viele Muslime sich weniger gefallen lassen als die meisten Christen. Ostern ist das höchste christliche Fest und es wird doch eigentlich gerade die Gemeinschaft der Christen gefeiert. Zumindest die großen Kirchen danken jedoch völlig ab und wer sich wie die Urchristen privat trifft, muss mit polizeilicher Verfolgung bis in die Wohnungen hinein rechnen. Wenn sich aber Tausende versammeln und nicht einschüchtern lassen, ist eben nochmals abzuwägen, ob ein gewaltsamer Polizeieinsatz dagegen tatsächlich verhältnismäßig ist. Dann ist nicht nur die Rechtsgrundlage für die massiven Grundrechtsbeschränkungen bis hin zur staatlichen Gewaltanwendung dünn, sondern auch das Infektionsrisiko durch den Einsatz höher als ohne. Eltern auf Spielplätzen oder Einzelpersonen auf Parkbänken lassen sich eben leichter belangen als große Menschenmassen, die sich das nicht gefallen lassen. Sie stellen das rein negativ dar, doch wahrscheinlich tun inzwischen Muslime mehr für unsere Freiheit als die AfD…

    • Es wird in der Tat spannend, inwieweit parallele Gesellschaften in einem Land immer mehr nach ihren eigenen Regeln leben werden. Man lässt sich gegenseitig gewähren und hofft, dass es eine Zeitlang gut geht und akzeptiert, dass der Staat nur noch selektiv und punktuell eingreift? Zu befürchten, dass wir uns auch das immer mehr werden bieten lassen, bis es endgültig die neue Normalität geworden ist.

      • Es ist bereits die neue Normalität geworden. Wie auch in vielen anderen Bereichen können wir in den USA quasi unsere Zukunft sehen. Es wird nicht ganz Deutschland islamisiert werden (zumindest nicht auf absehbare Zeit), aber es gibt schon jetzt ganze Stadtviertel, wo Deutsche ohne Migrationshintergrund nicht nur zur kleinen Minderheit geworden sind, sondern die allgemeinen deutschen Gesetze nur noch sehr eingeschränkt gelten.

        Echte Parallelgesellschaften mit wenigen übergreifenden Kontakten könnten übrigens ihre je eigene Seuchenpolitik betreiben wie verschiedene Staaten. Wenn z. B. alle Muslime gesund wären, könnten sie sich gefahrlos weiter in großen Gruppen treffen. Erkranken sie hingegen in großem Maße, würde das andere Bevölkerungsgruppe höchstens durch eine stärkere Belastung des Gesundheitswesens tangieren.

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