Berlins Verkehrssenatorin verliert wegen Plagiaten Doktortitel und tritt zurück

Rostocks „Uni entzieht den Doktortitel: Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner tritt zurück“. Sie behauptet: „Ich habe an keiner Stelle meiner Dissertationsarbeit vorsätzlich getäuscht oder betrogen. Als Privatperson werde ich deshalb gegen diese Entscheidung der Fakultät Widerspruch einlegen“. Damit wird sie jedoch scheitern, weil sie eben doch in großem Umfang getäuscht hat, indem sie zwar Quellen angab, aber wörtliche Zitate nicht als solche kennzeichnete und damit den falschen Eindruck eigener Formulierungen erweckte.

Die Aberkennung ihres juristischen Doktortitels ist deshalb richtig und der Rücktritt auch, während andere Trickser und Täuscher im Amt bleiben oder wie Frau Franziska Giffey direkt neue Ämter anstreben (siehe ‚Giffey tritt wegen Schummelei als Familienministerin zurück, will aber Berlin regieren‘). Inhaltlich war Frau Schreiner wahrscheinlich keine ganz schlechte Verkehrssenatorin, wie auch die Aufregung der in Berlin besonders ideologischen Grüne über sie zeigt. Gute Verkehrspolitik versucht, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen, und kämpft nicht einseitig gegen (oder auch für) Autos und Autofahrer.

6 Gedanken zu „Berlins Verkehrssenatorin verliert wegen Plagiaten Doktortitel und tritt zurück

  1. Vielleicht sollte man nach dem Grundrecht auf das Abitur auch ein allgemeines Recht auf den Doktortitel einführen. Dann könnten viele unserer Spitzenpolitiker*:Innen nachts ruhiger schlafen.

    • In Österreich scheint das schon der Fall zu sein. Dort werden Unbekannte in der Regel mit „Herr Doktor“ oder mindestens mit „Herr Ingenieur“ angesprochen (und die Frauen ?).

  2. Wie muss Frau gestrickt sein, um zu behaupten, dass sie nicht vorsätzlich getäuscht habe, wenn die Plagiatssucher von VroniPlag in der Dissertation von Manja Schreiner auf 118 von 169 Seiten Plagiate gefunden haben.

    Dieser Plagiatsvorfall und all die anderen zeigen, von welcher Leitkultur als Hausordnung unserer Gesellschaft viele unseres politischen Personals gekennzeichnet sind: täuschen, tarnen, anmaßen, ohne Berufsabschluss, Studienabbrecher usw. – was will man von solchen Hochstablern erwarten!

  3. Als Pragmatiker schlage ich vor, die lässlichen Sünden der vergessenen Hoch-Kommata gegen die wissenschaftlichen Erkenntnisse abzuwägen, die der Menschheit durch die Arbeit neu zugeflossen sind. Ich erinnere an Johann Friedrich Böttger, der am 1. Oktober 1701 vor dem Apotheker Zorn und drei weiteren Zeugen scheinbar Silber in Gold umwandelte, von seinen Fähigkeiten zuletzt auch August den Starken überzeugte, und im Zuge seiner vergeblichen Bemühungen schließlich das Hart-Porzellan erfand. Wenn allerdings auch das Ergebnis eher auf vergeudete Lebenszeit hindeutet, sollte man den inzwischen pensionierten professoralen 2 Gutachtern die Pension kürzen.

    • In diesem Fall sehe ich eine erhebliche Verantwortung bei Doktorvater und Zweitgutachter, denn bereits stichprobenartige Prüfungen hätten ergeben, dass hier in hohem Maße (fast) wörtlich zitiert wurde, während die Fußnoten nur auf sinngemäße Übernahme hindeuteten.

  4. In diesem Fall war die Aberkennung vertretbar (ich habe mir die Arbeit bei VroniPlag Wiki angesehen). Insgesamt scheint mir die Plagiatsjägerei aber etwas außer Kontrolle geraten zu sein, weil das Zählen von Zitierfehlern noch nichts darüber aussagt, wie eigenständig eine wissenschaftliche Arbeit ist. Die Prüfung scheint mir aber stets rein quantitativ anhand der Zitierfehler zu erfolgen, eine Würdigung der wissenschaftlichen Qualität (in diesem Fall war sie wohl gering) erfolgt gar nicht mehr.

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