Empirische Evidenz gegen Corona-Zwangsmaßnahmen

Jonas Herby, Lars Jonung und Steve H. Hanke vom Johns Hopkins Institute for Applied Economics, Global Health, and the Study of Business Enterprise legen „A Literature Review and Meta-Analysis of the Effects of Lockdowns on COVID-19 Mortality“ vor. Sie beginnen mit 18.590 Studien, von denen schließlich 24 in die Metaanalyse eingehen. Die verbliebenen Studien finden unterschiedliche, teilweise sogar erhöhende Effekte von nichtpharmazeutischen Interventionen (also staatlichen Ge- und Verboten unabhängig von Impfungen und Medikamenten) auf die Todesfälle durch COVID-19. In der Gesamtbetrachtung ergeben sich keine oder nur sehr kleine (im Promillebereich) Reduktionen der Mortalität durch Lockdowns und Teilmaßnahmen davon wie Ausgangssperren, Kontakt- und Reisebeschränkungen, Betriebs- und Schulschließungen etc. Am ehesten könnten noch Schließungen von Bars und Maskenpflicht in Gebäuden, insbesondere bei der Arbeit, zu weniger Todesfällen geführt haben. Für die meisten anderen Maßnahmen übersteigen die Kosten den Nutzen deutlich:

While this meta-analysis concludes that lockdowns have had little to no public health effects, they have imposed enormous economic and social costs where they have been adopted. In consequence, lockdown policies are ill-founded and should be rejected as a pandemic policy instrument.

Das ist der aktuelle Stand der Wissenschaft, der leider von den meisten Politikern und Journalisten, vielen Richtern und auch etlichen Wissenschaftlern in Deutschland ignoriert wird. Erkenntnisse zur aktuellen Corona-Welle mit der Omikron-Variante sind noch nicht in diese Metaanalyse einbezogen, doch die internationale Erfahrung deutet darauf hin, dass Zwangsmaßnahmen (und Impfungen hinsichtlich Infektionen) bei ihr noch weniger wirken als vorher schon, während die Mortalität als solche durch diese Virusvariante deutlich geringer ist. Deshalb geben jetzt viele Länder die meisten oder sogar alle staatlichen Maßnahmen auf, nur in Deutschland wird einmal mehr ein Sonderweg entgegen jeder Evidenz beschritten.

35 Gedanken zu „Empirische Evidenz gegen Corona-Zwangsmaßnahmen

  1. Die Studie betrachtet nur Europa und die USA. Asien und Australien, wo es deutlich weniger Todesfälle bei teilweise sehr starken Restriktionen gab, werden ignoriert. Ich sage damit nicht, dass Asien und Australien unbedingt Vorbilder sind.

    • „14 studies cover countries worldwide“ (S. 14). Der Fokus der 24 einbezogenen Studien liegt tatsächlich auf Europa und den USA, wo es die meisten Daten gibt und sowohl die staatlichen Maßnahmen als auch der kulturelle Hintergrund eher vergleichbar sind. Eine Diktatur wie China kann Maßnahmen ganz anders durchsetzen und zugleich mehr darüber lügen. Zur Erinnerung, China hätte ganz am Anfang die ganze Pandemie verhindern können. Schließlich wird nicht bestritten, dass menschliches Verhalten und dessen Änderung relevant sind, sondern die Wirksamkeit von staatlichem Zwang bezweifelt, weil er z. B. an der falschen Stelle ansetzt oder zu Ausweichreaktionen führt.

      • Staatlicher Zwang ist tatsächlich manchmal kontraproduktiv. Ich erlebe das im eigenen Umfeld aktuell häufiger im Kontext der Impfpflicht. Mitbürger, die eine Coronaimpfung objektiv eigentlich gut gebrauchen könnten, lassen sich nicht impfen, weil sie sich vom Staat unter Druck gesetzt bzw. verwirrt fühlen.

      • Die Politik ändert ständig die Vorgaben und hat viele falsche Versprechungen gemacht, um sich dann über das schwindende Vertrauen zu wundern. Die Impfpflicht wurde erst kategorisch ausgeschlossen und als Verschwörungstheorie abgetan, dann von denselben Politikern vehement gefordert, um nun hoffentlich doch nicht zu kommen. Bei einer anderen Infektionskrankheit und anderen Impfstoffen könnte eine solche Pflicht gerechtfertigt sein, aktuell ist sie es definitiv nicht.

  2. Unser Bundestalkshowminister erklärte unlängst, daß er die Omikronwelle unter Kontrolle hat. Diese Aussage kann stimmen, wenn eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt ist:
    1. Es gibt kaum noch Infizierte
    2. Bei Omikron handelt es sich um eine Art Schnupfen

    Heute meldet sein RKI 236120 neue Fälle.

  3. Das Ergebnis der Studie ist ja nun wirklich nicht überraschend. Eine Pandemie lässt sich kaum kontrollieren, die Aufgabe der Politik beschränkt sich im Wesentlichen darauf, das Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten, Vulnerable zu schützen und valide Zahlen zum Pandemieverlauf und zur Krankheitslast zu liefern.

    Die meisten Länder lassen spät von ihren meist wirkungslosen bzw. überzogenen Restriktionen ab, aber haben Omikron schnell (und zu Recht) als Rettervariante erkannt, die ihnen einen „bequemen“ Ausstieg aus ihrer Politik ermöglicht. In Deutschland waren wieder einmal die Schwarzmalerei tonangebend. Ich frage mich, welche Evidenz unsere Politiker denn noch brauchen, um alle Grundrechte wieder in Kraft zu setzen?

      • @AD: Und damit hat Corona zu einem irreparablen Schaden des Rechtsstaats geführt. Die Bürger können sich auf nichts mehr verlassen, alle Freiheiten sind fragwürdig geworden und damit die Freiheit selbst – das ist doch erschütternd. Die Folgen werden uns wohl noch Jahrzehnte begleiten.

      • Ja, wobei es diesen Trend schon vorher gab, Corona hat ihn nur deutlich beschleunigt und verschärft. Die Pandemie wird irgendwann enden, der liberale Rechtsstaat leider auch. Man regt sich hierzulande zwar über Herrn Orban auf, aber im Grunde ist Deutschland bereits weiter als Ungarn auf dem Weg zur illiberalen Demokratie.

      • Da hilft nur noch Bewegung an der frischen Luft!

      • Ja, solange diese nicht wieder verboten wird, für Demonstrationen ohnehin, aber selbst ganz allein in freier Natur, was sicher nicht dem Infektionsschutz dient.

      • @AD: Ja, im Grunde fing die Entwicklung schon mit dem Bruch des Maastrichter Vertrags an oder sogar noch früher. Die aktuelle Lage zeigt aus meiner Sicht, wie wichtig und richtig unser Versuch von 2013 war, eine politische Bewegung zu schaffen, die sich nicht nur für wirtschaftliche Vernunft einsetzt, sondern auch für die konsequente Einhaltung von Recht und Verfassung. Wenn Regeln in Währungsfragen nichts mehr gelten, greifen politische Selbstermächtigung und Willkür eben auch schnell auf andere Rechtsgüter über.

      • Der Versuch 2013 war tatsächlich richtig und wichtig, nur leider ist er gescheitert und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die allgemeine Lage ist jetzt noch schlimmer und die AfD kein Hoffnungsträger mehr, sondern selbst ein großes Problem.

  4. Die Ursache der Problematik liegt tiefer.
    Zum Nachweis einer Infektionskrankheit gehören 1. Der Erregernachweis und 2. Eine klinische Symptomatik (hier z.B. Schnupfen, Fieber, Bronchitis). Beim relativ brauchbaren PCR-Test mittels Nasen-/Rachenabstrich wird jedoch im Positivfall nur Virus-DNA auf der Schleimhaut nachgewiesen. Der Nachweis des Eindringens in den Körper wäre nur mit z.B. Biopsie oder Blutuntersuchung nachweisbar.

    Daher liegt bei höchstens 50% der Erwachsenen und bei 99% der Kinder nur der Nachweis einer KONTAMINATION (Verunreinigung) mit Virus vor und keine Infektion.
    Damit sind die phantastischen Infektionszahlen zu relativieren und zu interpretieren.
    Beispielsweise bei Legionellen-Infektionen (in den oberen Atemwegen) wird der PCR-Nachweis im Urin durchgeführt, womit eine Infektion im strengen Sinne nachweisbar ist. Dies ist etablierte Routine.

    Nun haben ganz große Gruppen ein verständliches Interesse an möglichst hohen, panikerregenden Zahlen. Endlich fame and riches!
    Die Virologen sehen auch nur eine Seite einer Infektionskrankheit, die ja aus Erreger und Wirt besteht. Eigentlich zuständig wären die Hygieniker und Ärzte für öffentliches Gesundheitswesen. Von Letzteren hört man gar nichts, außer dass sie bei der Auswertung von Restaurantlisten nicht nachkommen.
    Für die Besserwisser: Meine letzte medizinische Tätigkeit besteht in der Validisierung von Ergebnissen in einem medizinischen Großlabor.

      • Eilmeldung heute 11:30
        Die Stiko spricht sich offiziell dafür aus, bei Volljährigen auch den Proteinimpfstoff Novavax zu verwenden.
        Außerdem empfiehlt sie Teilen der Bevölkerung, sich ein viertes Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

      • Der zusätzliche Impfstoff anderer Art ist grundsätzlich zu begrüßen. Die vierte Impfung halte ich allerdings für problematisch, insbesondere wenn sie demnächst für alle empfohlen und irgendwann faktisch vorgeschrieben wird.

    • In der Metaanalyse geht es nicht um die Infektionszahlen, sondern um die Todesfälle, bei deren Zuschreibung zu COVDI-19 es natürlich auch Probleme gibt.

      Kann man sich nicht auch symptomlos infizieren und die Viren weitergeben? PCR-Tests können jedoch auch Virenteile finden, die gar nicht vermehrungsfähig sind.

  5. Die Studie ist informativ und verbuche bei mir einen erkennbaren Erkenntnisgewinn. Der von Ihnen zitierte Auschnitt und Darstellung wird ihr nicht gerecht, Herr Dilger. Eine andere Fokussierung und man könnte die Studie sogar zugunsten der Maßnahmen in Deutschland (relativ zeitige Reaktion und relativ maßvolle Einschränkungen) und gegen Maßnahmen wie in Frankkreich und vor allem UK werten (sehr spät und dafür viel stärkere Einschränkungen).

    • Können Sie das am Text belegen? Ausgewertete Einzelstudien lassen sich vielleicht so interpretieren, aber doch nicht die Metaanalyse. Aktuell sind die Maßnahmen in Deutschland im internationalen Vergleich (mit anderen Demokratien) besonders stark, aber nicht sehr effektiv.

  6. Mir scheint es zwei halbwegs erfolgversprechende Strategien zum Umgang mit dem Virus zu geben: 1) die vollständige Unterdrückung (wie in China), 2) die Eindämmung der Folgen durch maßvolle Einschränkungen (ähnlich Schweden). Im Falle von 1) spielen Lockdowns schon eine Rolle, allerdings sind sie kein entscheidendes Element. Das sind vielmehr: frühes, massives und vorbeugendes Testen, wirksame Quarantäne der Infizierten, Abschottung gegen das Ausland. Zur Unterstützung der Quarantäne sind (vor allem lokale) Lockdowns mit Ausgangssperren usw. möglich.

    Das hätte in Deutschland spätestens im Fall Heinsberg (Feb/März 2020) gemacht werden können, also Abriegelung Heinsbergs von der Außenwelt. Die späteren flächendeckenden, wenn auch eher leichten Lockdowns, vor allem ab Herbst 2020, scheinen mir auch fragwürdig.

    • Eine Strategie sollte die Faktenlage berücksichtigen. Am Anfang war weniger bekannt und konnte deshalb mehr versucht werden. Die vollständige Unterdrückung des Virus hat sich jedoch als nicht machbar erwiesen, auch nicht in Australien und Neuseeland mit viel besseren Voraussetzungen. Vielleicht hätte das China vor gut zwei Jahren schaffen können, bevor es überhaupt zur Pandemie kam, jetzt ist der Versuch selbst dort mit drastischen Maßnahmen (wie komplette Lockdowns für Millionenstädte wegen ein paar positiven Tests) nicht mehr erfolgreich. Auch die Impfungen erweisen sich leider als nicht gut genug, um Infektionen wirksam zu unterdrücken und so die Pandemie zu beenden. Hoffen wir, dass sie von selbst ausläuft mit nicht mehr so vielen Opfern.

    • Es gibt Beispiele von Staaten, die ohne starke Restriktionen relativ gesehen gut durch die Pandemie gekommen sind, was die Todesrate betrifft. In Südkorea z.B. zeigt die Zahl der Infizierten zwar aktuell auch deutlich an. Aber die Todesrate liegt aktuell bei nur 133 pro 1 Mio. Einwohner, während wir in Deutschland beim Faktor 10 sind (1415 pro 1 Mio.).

  7. Mit dem Corona Virus wurde in Laboren gearbeitet, es wurde verändert, um die Auswirkungen zu erforschen. Wie bei allen Viren, wird das Erbgut dieser Viren ständig verändert, Wir hatten die Alpha Variante, die Beta Variante, die Gamma Variante, die Delta Variante und jetzt die Omikron Variante. Fast 400 Millionen Menschen wurden in 2 Jahren infiziert, fast 6 Millionen sind daran verstorben. Bislang sind die Impfstoffe Hoffnung, für eine Beendigung der Pandemie sind sie noch nicht geeignet. Virenfrei im Herbst? Ich gehe davon aus, dass das Virus uns noch einige Sorgen machen wird. Die genmanipulierten Impfstoffe werden bald an ihre Grenzen stoßen. Es darf aber keine Schwarzmalerei ohne Hoffnung geben. Bislang haben die Wissenschaftler immer Lücken schließen können. Hoffen wir das Beste.

    • Wirklich nur 400 Millionen Infizierte weltweit?
      Das ist nur die offiziell erfasste Zahl. Die Dunkelziffer ist sicher sehr hoch, da selbst in Schwellenländern wie Deutschland kaum getestet wird und in Entwicklungsländern erst recht nicht. Zudem zeigen sehr viele Infizierte gar keine oder so schwache Symptome, dass sie ger nichts von ihrer Infektiosität mitbekommen.

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