Der ‚EuGH verbietet Vertrauensarbeitszeit […]‘ und das ‚Bundesarbeitsgericht verlangt ständige Erfassung aller Arbeitszeiten‘. Das will nun das Bundesarbeitsministerium unter Leitung des SPD-Ministers Hubertus Heil auf wirklich alle Arbeitsverhältnisse ausweiten. Selbst Wissenschaftlern soll das „Denken am Wochenende verboten“ und das Labor bzw. Büro gesperrt werden. Das passt zum ‚Geplante[n] Beschäftigungsverbot von Postdocs nach drei Jahren‘. Wissenschaftlicher Nachwuchs soll sich in Deutschland gefälligst umsonst weiterqualifizieren. Dann muss die Arbeitszeit auch nicht erfasst werden, da es sich ohnehin nur noch um ein Hobby in der Freizeit handelt. Professionelle Wissenschaftler werden hingegen wie auch viele andere Hochqualifizierte zum Auswandern gedrängt.
Wahnsinn, besonders für Wissenschaftler, die wegen der Art ihrer Arbeit kaum zuhause arbeiten können. Krebsforscher müssen ja nun wirklich daran gehindert werden, außerhalb ihrer 8-Stunden-Schicht ein Mittel gegen Krebs zu entdecken!
Tatsächlich ist es nicht sinnvoll, die Arbeitszeit für reine Forschung zu erfassen. Allerdings finde ich es richtig, bei Doktoranden mit z.B. einer 50%-Stelle darauf zu achten, dass sie nicht 40 Stunden pro Woche für Tätigkeiten aufwenden müssen, die für ihre Weiterqualifikation irrelevant sind.
Das ist schon jetzt nicht erlaubt. Wer nur 20 Stunden bezahlt bekommt, darf nur für weniger als 20 Stunden zu anderen Arbeiten herangezogen werden, weil die Forschung zur eigenen Qualifizierung mit zu den Arbeitsaufgaben gehört. Allerdings wäre es absurd, für die restlichen 148 Stunden der Woche jedes eigenständige Forschen zu verbieten, welches doch auch im Eigentinteresse der Nachwuchswissenschaftler ist, sowohl materiell als auch hoffentlich intrinsisch.
Wenn ein Chemiker, der für seine Doktorarbeit seine Reagenzen überwachen muß, jeden Weg ins Labor als Arbeitszeit abrechnet und sich an die Vorschriften hält, kann er seine Promotion natürlich vergessen.
Aber so blöd wird er kaum sein. Statt dessen wird er, wenn er abends auf dem Weg in die Kneipe im Labor vorbeischaut, die Stempeluhr einfach links liegen lassen.
„Ich muß jetzt nach Hause. Morgen früh muß ich wieder arbeiten!“
„Wie? Bist Du nicht mehr bei der Uni?“
Jetzt werden wieder viele Höchstqualifizierte abwandern und dadurch unsere wirtschaftlichen Abhängigkeiten erhöhen. Wo bleibt die Gegenwehr? Es kann doch nicht sein, dass uns das alles egal ist.
Na ja, nicht jeder, der an der Uni beschäftigt ist, ist hochqualifiziert.
Es geht hier um das wissenschaftliche Personal. Für die anderen Beschäftigten gelten schon längst die vielen Urteile ohne gesetzliche Grundlage zur Arbeitszeit, die sich inzwischen auch gegen die Arbeitnehmer wenden z. B. durch das Verbot von Vertrauensarbeitszeit oder unbürokratischer Urlaubsgewährung.
„Selbst Wissenschaftlern soll das „Denken am Wochenende verboten“ und das Labor bzw. Büro gesperrt werden.“
Ursprünglich war ich gegen den Austritt Deutschlands aus der EU (Dexit), denn der Europäische Gerichtshof hatte gute Urteile zum Verbraucherschutz getroffen, welche 2018 auch in die Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs eingingen.
Aber das ist Vergangenheit und kam auch nicht aus der Politik, sondern von den Gerichten und Beamten. Doch was wir inzwischen erleben, ist nicht mehr hinnehmbar. Deshalb raus aus dieser EU!
Es wird immer abwegiger und weltfremder. Das wird es selbst in der DDR so nicht gegeben haben?
Lt. „Forschung & Lehre“ gilt das nicht für Wissenschaftler. Ist aber auch für alle anderen absurd
Das Bundesarbeitsministerium will doch explizit Wissenschaftler einbeziehen. „Keine Pflicht zum ‚Stempeln‘ auf der Professur“ in Forschung & Lehre ist erstens etwas älter und nimmt zweitens nur die Professoren davon aus und gerade nicht den Mittelbau.