Vor 60 Jahren, am 22. Januar 1962, wurde der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit“, kurz der Élysée-Vertrag, im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Der Vertrag war vom französischen Präsidenten Charles de Gaulle initiiert worden und sah deutsch-französische Konsultationen in wichtigen Fragen vor. Seine eigentliche Absicht war jedoch, ein französisch-deutsches Gegengewicht zu den USA und auch Großbritannien zu bilden. Der Bundestag konterkarierte dies, indem er dem Vertrag eine Präambel voranstellte, in welcher die Rolle der USA und der NATO betont und ein Beitritt von UK zur damaligen EWG befürwortet wurde, also das genaue Gegenteil der französischen Absicht.
Im Grunde setzt sich diese Konfliktlage bis heute fort. Zwischenzeitlich war das deutsch-französische Verhältnis besser, doch aktuell ist es besonders schlecht, worüber auch nicht der „Gastbeitrag: Deutschland und Frankreich – Unser Europa für die nächste Generation gestalten“ vom aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz hinwegtäuschen kann. Die Interessen und Vorstellungen der beiden Nationen sind weiterhin sehr unterschiedlich, was aber auch nicht schlimm ist. Schlimmer sind die Fehler beider Regierungen, insbesondere wenn sie sich darin einig sind wie seinerzeit bei der Einführung des Euros, unter der beide Länder und ganz Europa bis heute leiden. Ein erneuter deutsch-französischer Krieg erscheint trotzdem ausgeschlossen. Nachbarn und Freunde müssen nicht immer einer Meinung sein, sondern sollten offen miteinander sprechen und Konflikte friedlich lösen oder zumindest begrenzen, aber nicht leugnen. Außerdem sind demokratische und differenzierte Lösungen besser als übergestülpte Einheitsregelungen, zu denen die EU leider zunehmend tendiert.
Schwieriges Thema. Merkel ist es im Besonderen zu verdanken, dass das deutsch-französische Verhältnis problematisch geworden ist. Macron bemühte sich lange um die Beziehung zu Deutschland und Merkel, sie ließ ihn aber immer wieder weitgehend links liegen. Macron verlor das Interesse am politischen Wirken Merkels. Allein die EU Ebene führte die beiden immer wieder an einen Tisch. Lang vorbei sind die Beziehungen zwischen Adenauer und de Gaulle bzw. Mitterrand und Kohl. Auch Scholz und Macron kommen sich persönlich nicht näher. Scholz nennt die Beziehung zu Frankreich aktuell sogar eine „Kompromissmaschine“. Ist das ein Ausdruck von Freundschaft?
Das färbt natürlich auf alle Handlungsträger in Frankreich ab.
Die beschriebene deutsch französische Freundschaftsidee kommt in nur einer Generation unter Merkel jetzt fast zum Nullpunkt, und zwar nicht nur in der Zivilgesellschaft, sondern nun auch in Forschung, Bildung und Wirtschaft. Ich erinnere mich an keine Glanznummer einer gemeinsamen Wirtschftsunternehmung. Deutsche Konzerne haben inzwischen auch eher die Lust verloren, hinter dem französischen Geltungsdrang zurück zu treten.
Fakt ist außerdem, dass nur noch wenige Franzosen Deutsch lernen und es kaum noch Deutschlehrer in Frankreichs Schulen gibt – weniger Schüler, weniger Studenten, weniger Lehrer. Die Schulverwaltung will das in Frankreich so. Sie will die sogenannte Exzellenz Option abschaffen, was neben Deutsch auch Latein, Griechisch und Mathematik betrifft. Schule soll sich statt dessen mehr um Sozialsisation- und Zivilisationskunde kümmern, eine Denkrichtung der inneren Entwicklung Frankreichs geschuldet.
Mich wundert nicht, dass Le Pen u.a. daran arbeiten, dass die EU tragende Verbindung Deutschland Frankreich zunehmend Risse bekommt. Auch ich würde es lieber sehen, wenn sich die EU zu einer EWG zurück entwickeln ließe. Eine Freundschaft hält es nicht aus, wenn es fast immer nur um Dominanz und Geldverteilung geht.
Die alten deutsch-französischen Probleme wie die Pfalz, das Saarland oder Elsass-Lothringen sind sicher endgültig geregelt. So stimme ich Ihnen zu, dass ein bewaffneter Konflikt zwischen den beiden Ländern unwahrscheinlich ist.
Aber – wie George Friedman schreibt (Flashpoints) Was geschieht, wenn der synthetische Staat Belgien im Rahmen einer zerfallenden EU selber zerfällt?
Belgien wurde beim Wiener Kongress geschaffen, um Frankreich einzugrenzen und nach dem WK I vergrößert, um Deutschland in Zaum zu halten. Wallonien würde sicher an Frankreich gehen, Flandern hätte aber die Wahl, sich den Niederlanden oder Deutschland anzuschließen. Man bedenke, dass Eupen-Malmedy bis 1919 urdeutsch war. Deutsch ist die dritte Amtssprache in Belgien. Hier könnte erhebliches Konfliktpotential entstehen.
Die Geografie und die Menschen haben sich nicht verändert.
Tolle lege: ich lese zurzeit Sönke Neitzel, Deutsche Krieger.
Gibt es ein nationalistischeres Volk als die Franzosen? Selbst jeder Kommunist dort ist mehr Nationalist, als ein NPD-Mann in Deutschland. Donald Trumps „America first„, war in Frankreich als „La France d’abord“ schon immer selbstverständlich.
Die Euro-Rettungspakete für Griechenland mussten vorallem geschnürt werden, weil französische Banken sonst dort sehr viel Geld verloren hätten. Frankreich will mit seinen zentralistischen Vorstellungen die EU dominieren. Deutschland brauchen die nur als Erfüllungsgehilfen und Zahlmeister. Seit deren Erzrivale UK die EU verlassen hat, ist das besonders deutlich geworden.
Das letzte mal, dass Frankreich und Deutschland wirklich geeint waren, war unter Karl dem Großen (*747, + 814).
Die Franzosen, die Sie im Sinn haben, haben die Hälfte ihrer Lebenserwartung bereits überschritten. In 10 oder 20 Jahren sind andere die Franzosen.
Leider auch fake zugunsten der Europa-Befürworter. Karl den Großen hat es nie gegeben. Beweis:Dr. Illig, „Das erfundene Mittelalter“.
(Kein Grab, Panzerreiter kann es erst um 1060, nach Erfindung der Steigbügel gegeben haben (Bayeux Tapestry 1086) Kalenderumstellung auf den Gregorianischen.)
Der größte Schwindel vor der Klimakrise!
Das ist eine typische und zugleich besonders absurde Verschwörungstheorie, die Sie hoffentlich nicht ernsthaft glauben.