Der Wirtschaftsnobelpreis (genauer der Preis der Schwedischen Reichsbank in Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel) geht 2017 an Richard H. Thaler für seine Beiträge zur Verhaltensökonomik (siehe Pressemitteilung). Die Verhaltensökonomik ist ein neues, von dem Geehrten mitbegründetes Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, welches psychologische Aspekte in wirtschaftswissenschaftliche Modelle zu integrieren versucht. So hat der diesjährige Preisträger, der an der University of Chicago lehrt und forscht, zu begrenzter Rationalität, sozialen Präferenzen (insbesondere hinsichtlich Fairness) und dem Mangel an Selbstkontrolle bzw. Willensstärke gearbeitet. Er hat dazu den Begriff Nudging geprägt, durch welches der Staat den Menschen ihre Entscheidungsfreiheit lassen, sie aber trotzdem zu gewünschtem Verhalten anreizen kann, indem z. B. einfach die Rückfalloptionen ohne jede aktive Entscheidung geändert werden (etwa Organspende statt keine oder das Ansparen für eine Pension, wenn man nicht dagegen votiert). Das ist allerdings normativ umstritten.
Die Verhaltensökonomik insgesamt kann menschliches Verhalten häufig etwas besser erklären, aber von einer umfassenden Erklärung ist sie wie die Psychologie und sonstigen Wirtschaftswissenschaften weit entfernt. Viele ihrer Erklärungen sind auch eher ad hoc. Persönlich würde ich stärker differenzieren wollen, was psycho- und soziologisch erklärbare oder zumindest beschreibbare Besonderheiten des menschlichen Verhaltens sind und was sich strukturell durch die Knappheitsverhältnisse und vorhandenen Institutionen ergibt. Manchmal gibt die eine oder die andere Seite den Ausschlag, meistens wirken beide zusammen, wobei Individualverhalten sehr heterogen sein kann und empirisch häufig nur Regelmäßigkeiten aufgespürt werden, die das Verhalten der (absoluten oder häufig auch nur relativen) Mehrheit aufweist.
Nur beispielhaft:
Jedem AfD- Mitglied einen Flüchtling anvertrauen
– Endowment-Effekt : Es ist SEIN Flüchtling
– Die Kostenbeteiligung des Mitglieds nicht zu niedrig halten, um den Endowment-Effekt zu optimieren.
Dies würde weiter zu einer staatstragenden Opposition im Bundestag führen.
Sie nennen das „anvertrauen“. Ich nenne es „aufzwingen“. Wenn Sie mit so undemokratischen und rechtslosen Vorschlägen kommen, dann könnten auch ebenso „rechtslose“ Lösungen gedacht werden, die die Kostenbeteiligung deutlich minimieren. Doofe Gedanken, das habe ich Ihnen hoffentlich aufgezeigt.
Den Namen höre ich zum ersten Mal, dieses „Nudging“ habe ich am Rande schon mitbekommen. Halte ich gar nichts davon. Ich möchte vom Staat nicht bevormundet werden, auch nicht auf die subtile und nette Art und Weise. Der Staat hat sich aus meinem Leben möglichst herauszuhalten. Er muss Sicherheit (physische sowie ein Mindestmaß an sozialer) gewährleisten und die Grenzen schützen. Mehr erwarte ich nicht und möchte ich auch nicht.
Es soll eine Persiflage vor dem Hintergrund sein, dass Thaler selbst seine Forschungen mit Humor würzt. Muss man für AfD´ler wohl einfacher stricken.
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