Inhaltliche Probleme und Lösungsvorschläge

Morgen findet die Bundestagswahl statt. Doch da die Kanzlerin ohnehin schon feststeht und nur noch um ihren Koalitionspartner und den dritten Platz gekämpft wird, kann ich mich noch einmal politischen Inhalten zuwenden, die im Wahlkampf leider viel zu kurz kamen und vielleicht auch hier im Blog in letzter Zeit. Doch die Welt und die Probleme warten nicht auf eine bessere deutsche Regierung, sondern die Realität schreitet viel schneller voran als die hiesige Parteipolitik. Viele Wähler würden Veränderungen am liebsten ganz verbieten, wodurch der Veränderungsdruck aber nur noch größer würde. Die acht folgenden Problembereiche erscheinen mir besonders groß und dringlich für unser Land, während es hier und vor allem global natürlich noch viel mehr Probleme gibt:

Die Flüchtlingskrise ist in keinem ihrer vielfältigen Aspekte gelöst. Die Fluchtursachen bestehen fort und können von Deutschland auch nicht beseitigt werden. Die halbwegs funktionierenden europäischen Regelungen wurden von Frau Merkel zerstört, ihr Deal mit Herrn Erdogan steht auf mehr als wackeligen Füßen, die europäischen wie deutschen Grenzen sind nicht sicher und die Integration von Millionen Ausländern im Land ist fraglich bis gescheitert. Richtig wäre es, Menschen in größter Not und Gefahr heimatnah zu helfen, aber nicht alle Welt oder willkürlich Millionen Wirtschaftsflüchtlinge und darunter auch unkontrolliert Kriminelle bis hin zu Terroristen nach Europa und Deutschland zu lassen. Wer sich hier der Integration verweigert oder gar straffällig wird, sollte zeitnah abgeschoben werden, gegebenenfalls auch in sichere Drittstaaten. Wer hingegen schon viele Jahre hier lebt, sich an die Gesetze hält, für sich und seine Familie sorgt sowie deutsch spricht, sollte eine Bleibeperspektive er- bzw. behalten.

Deutschland mit seiner Geschichte, aber auch in seiner gegenwärtigen Verfasstheit sollte keine weitere internationale Verantwortung im Sinne von Militär- oder gar Kriegseinsätzen übernehmen, sondern die bereits übernommenen Verpflichtungen schnellstmöglich abgeben. Es wurden bereits viele Milliarden Euro und auch etliche Menschenleben ohne erkennbaren Nutzen geopfert. Die Bundeswehr sollte sich auf die Verteidigung des eigenen Landes und der NATO-Partner konzentrieren. Auf den Bündnisfall ist sie nicht wirklich vorbereitet, während die Rolle des Weltpolizisten ihr nicht zukommt.

Die EU steht vor größten Herausforderungen. Der Brexit darf nicht zum Abstrafen des ersten austretenden Landes genutzt werden, sondern sollte zur Überprüfung dienen, warum die EU so unpopulär geworden ist. Noch mehr Vergemeinschaftung wird da nicht helfen, sondern nur rein freiwillige Zusammenarbeit in den Fragen, die sich gemeinschaftlich tatsächlich besser lösen lassen. In allen anderen Gebieten muss die EU Kompetenzen zurückgeben. Europa muss pluralistisch und demokratisch bleiben, möglichst subsidiär und dezentral.

Entsprechend ist die Eurozone geordnet aufzulösen. Da das politisch und operativ schwierig ist, sollte der enorme Schaden zumindest nicht noch vergrößert werden. Weitere Staaten dürfen auf keinen Fall in die Eurozone gezwungen oder auch nur gelockt werden. Umgekehrt sind legale Austrittsmöglichkeiten zu schaffen, ohne gleich die komplette EU zu verlassen. Auch Deutschland sollte ernsthaft über einen eigenen Austritt nachdenken, von dem alle profitieren würden.

Das Subsidiaritätsprinzip gilt nicht nur in der EU, sondern auch in Deutschland. Der deutsche Föderalismus ist wieder zu stärken statt weiter abzubauen. Auch und gerade im Bildungswesen, einer der letzten echten Länderkompetenzen, brauchen wir nicht mehr Zentralismus und Einheitslösungen auf unterstem Niveau, sondern Wettbewerb, Pluralismus und möglichst viele Ideen sowie verschiedene Akteure.

Der deutsche Staat muss nicht schwächer, aber schlanker werden. Die Steuereinnahmen sind auf Rekordniveau, die Staatsausgaben aber auch sowie die Komplexität des Steuerrechts. Auch in anderen Bereichen wird immer mehr staatlich geregelt, so dass eigentlich niemand mehr durchblickt, sondern die Bürger und selbst die Beamten sich irgendwie durchwurschteln. Weniger Gesetze, die dann aber wirklich beachtet würden, wären gerechter, effektiver und effizienter zugleich.

Eine zuverlässige und preisgünstige Energieversorgung ist von entscheidender Bedeutung für alle Bereiche der Wirtschaft, aber auch für die privaten Haushalte und den Staat selbst. Die Energiewende und der überhastete Atomausstieg sind ökonomisch wie ökologisch schädlich. Der Staat sollte wieder vernünftige Rahmenbedingungen schaffen statt zerstören. Der EU-Emissionshandel könnte verbessert oder durch eine CO2-Steuer ersetzt werden. Zusätzliche Quoten für regenerative Energien oder ein absurdes Verbot von Verbrennungsmotoren würden sich damit erübrigen.

Der demographische Wandel kommt erst noch, doch Deutschland ist fast gar nicht darauf vorbereitet. Die Große Koalition hat für manche das Renteneintrittsalter sogar noch gesenkt. Grundsätzlich sollte jeder selbst bestimmen dürfen, wie lange er arbeiten will. Doch dazu gehört auch, dass die Rentenhöhe vom Verrentungszeitpunkt abhängt. Bei steigender Lebenserwartung sollte im Schnitt länger gearbeitet werden, damit nicht die Renten zu stark fallen bzw. die Rentenbeiträge und -zuschüsse zu stark steigen. Un- und niedrigqualifizierte Zuwanderer können den Rückgang an einheimischen Beschäftigten schließlich nicht sinnvoll ausgleichen (während Hoch- und Höchstqualifizierte eher auswandern), sondern steigern die Kosten für die Sozialsysteme und den Fiskus noch, womit sich der Kreis der Probleme schließt.

18 Gedanken zu „Inhaltliche Probleme und Lösungsvorschläge

  1. Schon im Deutschen Kaiserreich hat man sich in Berlin gefreut, wenn der Monarch in der Welt unterwegs war. Je weiter weg die Regierenden von ihrem Amtssitz sind, desto weniger müssen wir Bürger Entscheidungen fürchten, die meistens zu unserem Nachteil sind. Je weniger regiert wird, desto besser!

  2. Zumindest die AfD und die FDP müssen und werden diese Themen aufgreifen und eigentlich auch die CDU/CSU, wobei erst nach einem Abgang von Merkel etwas Hoffnung besteht (das kann auch in weniger als 4 Jahren sein).
    Schon jetzt wirkt die AfD. Man kann wieder offener über schwierige Politikfelder sprechen. Nutzen wir dieses Momentum sowohl in der Parteipolitik als auch im vorpolitischen Raum! Jeder kann dazu beitragen, egal ob Arbeiter oder Professor, ob alt oder jung, ob an Schule, Hochschule, im Betrieb, Verein oder sonstwo.

  3. Parallel zur Bundestagswahl findet heute in der Schweiz eine wesentliche, da zukunftsträchtige Volksabstimmung statt, nämlich über die Zukunft der Altersversorgung.
    Leider erkennt man in der Analyse auch hier das routinemäßige Bündnis zwischen Alten und Mittelalten gegenüber Jungen und Ungeborenen.
    Meine Generation (Jg.50) hat das Filetstück der Weltgeschichte erwischt. Zumindest in der westlichen Welt hat es noch nie eine so lange Periode mit Frieden, Wohlstand , persönlicher Freiheit und Langlebigkeit gegeben. Nun meint man, ein dritter Lebensabschnitt von ca. einem einem Viertel Jahrhundert müsse als „the great Western joyride“ weitergehen.
    Das Schweizer 3-Säulen-Modell befürworte ich auch sehr; man muss allerdings zugeben, dass eine Erhaltung des Lebensstandards der aktiven Zeit nicht machbar ist.

    Was wir in Deutschland brauchen, ist die Erfüllung des GG-Auftrages, nämlich nach der Wiedervereinigung eine eigene Verfassung zu erarbeiten; nur dann ist eine Relativierung der Besitzstandswahrung und eine notwendige Verwaltungreform durchführbar; Letzteres wurde von dem viel geschmähten Rudolf Scharping angestrebt.

    • Die Generation meiner Kinder (ich gehöre einem Baby-Boomer-Jahrgang an) kann einem wirklich leid tun. Sie müssen nicht nur sehr viele Menschen unserer Generation im Alter durchfüttern, sondern obendrein ein Heer von chancenlosen Daueralimentierten ihrer eigenen Generation. Das wird zwangsläufig zu einer weiteren Zunahme der Auswanderung von High-Potentials führen und „Wohlfahrtsstaaten“ wie Deutschland, aber auch Österreich, Schweden, usw. werden an den Auswüchsen ihrer ewiggestrigen „Sozialpolitik“ zu Grunde gehen.

  4. Mit Ihrer (m.E. richtigen) Position zum Föderalismus in der Bildungspolitik hätten Sie die FDP aber nicht wählen dürfen. Christian Lindner fordert dafür ja den Zentralismus (was wohl ein Abitur nach Bremer Vorbild und die Gesamtschule als ‚Gymnasium für alle‘ mit sich bringt) und stellt sich damit auf die Seite von Roten, Dunkelroten und Grünen.

      • Das kann ich gut nachvollziehen. Gleichwohl hätte ich mir als AfD-Mitglied natürlich gewünscht, dass sie beide Stimmen der AfD geben.

        So lange sich Christian Lindner der alternativlosen Kanzlerin nicht als Mehrheitsbeschaffer andient und die FDP in die Opposition geht, kann sie dort ja durchaus wieder etwas Profil gewinnen. Sollte jedoch Ersteres eintreten, wird Sie, Herr Dilger, aber wohl hoffentlich ein schlechtes Gewissen plagen …

      • Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn sich ein Risiko realisiert, welches ich jetzt schon sehe? Für die AfD wäre dieser Fall doch sogar am besten.

      • Nun, Sie schreiben an anderer Stelle doch selbst, dass wohl jede(r) Deutsche ein(e) besserer(e) Bundeskanzler(in) wäre als Angela Merkel. Wenn nun aber ausgerechnet die von Ihnen gewählte FDP der Kanzlerin zur vierten Amtszeit verhilft?

      • Ich habe das kleinere und das größere Übel für die Merkel gewählt. Die FDP bekam die Erststimme und die AfD die Zweitstimme.

        Für schwarz-gelb wird es ohnehin nicht reichen. Die AfD ist die größte Laus im Pelz von Jamaika. Jamaika ist zugleich der Ruin für CDU / FDP. Mit Merkel wird es verschärfte Grünen-Politik geben.

        AfD wird sich selbst ruinieren. Das Personal taugt überwiegend nichts. Ich habe mir die Namen auf der Liste angeschaut und kopfschüttelnd die AfD gewählt. Einige, wie z.B. Gauland, wollen ohnehin nur der Merkel Rache antun und wollen schon altersbedingt nicht dauerhaft Politik machen.

        Ein stückweit ist die Gauland-AfD das, was die Lafontaine-Linke für die SPD war: das Extrem und die Rache. Nur hat die AfD gerade auch im Osten ein Extremisten-Problem, was die Linke eigentlich nur im Westen hatte.

        Sobald eine brauchbare Alternative kommt, wird die AfD den Weg der Piraten gehen.

        Mit anderen Worten: Die Zeit für eine neue Partei reift mit großen Schritten heran. Allerdings werden die Anforderungen sehr hoch sein. Ein Aufruf zur stümperhaften Parteigründung soll dies in jedem Fall nicht sein.

      • Jetzt ist definitiv nicht die Zeit für noch eine neue Partei, selbst wenn Frau Petry und Mann es versuchen sollten, was übrigens noch mehr solche Projekte noch absurder macht. Sollten sowohl AfD als auch FDP eklatant versagen, könnte sich das ändern, doch davon sind wir Jahre entfernt.

  5. Frauke Petry scheint in Sachsen und ihrem Wahlkreis ein Erdrutschergebnis eingefahren zu haben. Da scheint eine Spaltung fast sicher.

    • In Bayern hat die AfD erwartungsgemäß die CSU gedemütigt. Krass sind erwartungsgemäß die Ergebnisse an der österreichischen Grenze. Da sind es 15-20%. Die Bürger haben das der CSU nicht vergessen. Selbst im Unibezirk Passau sind es 16%.

    • Jetzt reden Sie bitte nicht direkt die Spaltung herbei. Die AfD wird in Sachsen vielleicht sogar stärkste Kraft, was ein tolles Ergebnis wäre.

      • Genau! ALLE in der AfD haben die erfolglose Abspaltung von Lucke & Co. erlebt. Nachahmung wäre politischer Selbstmord!

    • Warum Frauke Petrys Erfolg in Sachsen mit einer gemutmaßten „Spaltung“ einhergehen sollte, erschließt sich mir beim besten Willen nicht.

      Der Alleingang Petrys hat mit Sicherheit ausschließlich mit deren persönlichen Karriereplänen zu tun, jedoch nicht das Geringste mit einer etwaigen Abspaltung. Nur vereinzelte Spinner oder von Frau Petry in irgend einer Weise abhängige Gefolgsleute könn(t)en so verrückt sein, ihr in eine „Petry-Fraktion“ (die aber ganz gewiß nicht zustande kommen wird) zu folgen bzw. folgen zu wollen.

  6. Pingback: Erstmals auch Blogbeiträge an VG Wort gemeldet | Alexander Dilger

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