Wahlergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt

Die AfD hat bei allen drei Landtagswahlen heute große Erfolge gefeiert. In Baden-Württemberg kommt sie nach dem vorläufigen Ergbnis auf 15,1 % der Stimmen. In Rheinland-Pfalz sind es nach dem vorläufigen Ergebnis 12,6 % der Zweitstimmen. In Sachsen-Anhalt sind es laut Zwischenergebnis sogar 24,2 % der Zweitstimmen.

In Baden-Württemberg legten außerdem die Grünen um 6,1 Prozentpunkte auf 30,3 % zu, womit sie erstmals die stärkste Partei in einem Bundesland sind. In Rheinland-Pfalz sind sie hingegen die größten Verlierer von 10,1 Prozentpunkten und kommen mit gerade noch 5,3 % in den Landtag. In Sachsen-Anhalt sind es sogar nur 5,2 %.

Die CDU verliert in Baden-Württemberg 12 Prozentpunkte und kommt in ihrem einstigen Stammland nur noch auf 27,0 %. In Rheinland-Pfalz verliert sie 3,4 Prozentpunkte und hat noch 31,8 %. In Sachsen-Anhalt verliert sie 2,8 Prozentpunkte auf 29,8 %.

Die SPD verliert in Baden-Württemberg 10,4 Prozentpunkte und ist mit 12,7 % nur noch viertstärkste Kraft und keine Volkspartei mehr. In Rheinland-Pfalz legt sie hingegen 0,5 Prozent zu ist bleibt mit 36,2 % stärkste Kraft. In Sachsen-Anhalt verliert sie mit 10,9 Prozentpunkten mehr, als ihr noch bleiben, nämlich 10,6 %, womit sie ebenfalls nur noch vierstärkste Kraft und keine Volkspartei mehr ist.

Die FDP legt in Baden-Württemberg 3 Prozentpunkte zu und bleibt mit 8,3 % gestärkt im Landtag. In Rheinland-Pfalz legt sie 2 Prozentpunkte zu und zieht mit 6,2 % in den Landtag ein. In Sachsen-Anhalt reicht es mit 4,9 % trotz eines Zugewinns von einem Prozentpunkt wohl wieder nicht für den Einzug in den Landtag.

Die Linke erreicht in Baden-Württemberg 2,9 %, in Rheinland-Pfalz 2,8 % und in Sachsen-Anhalt nach einem Verlust von 7,3 Prozentpunkten noch 16,3 %.

Die anderen Parteien spielen alle keine Rolle. ALFA ist in Baden-Württemberg mit 1,0 % immerhin die stärkste der sonstigen Parteien. In Rheinland-Pfalz sind das die Freien Wähler mit 2,3 %, während ALFA 0,6 % noch hinter den 0,8 % der Piraten erreicht. In Sachsen-Anhalt erhält ALFA 0,9 % hinter den Freien Wählern (2,2 %), der NPD (1,9 %), der Tierschutzpartei (1,5 %) und der Tierschutzallianz (1,0 %).

Fazit: Die AfD ist wegen der Flüchtlingspolitik von Frau Merkel der große Wahlgewinner. Abgestraft wurde jeweils der Juniorpartner der Landesregierung, während der Seniorpartner zulegen konnte oder zumindest nur mäßig verlor. Die FDP dürfte ihre bislang schwerste Krise ohne echte Erneuerung überlebt haben, während ALFA Achtungserfolge am Anfang fehlen. Die Regierungsbildung dürfte jeweils schwierig werden und Frau Merkel trotz der AfD-Erfolge an ihrer verfehlten Politik festhalten.

48 Gedanken zu „Wahlergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt

  1. Meiner Meinung nach gibt es keinen Grund sich über diese Ergebnisse zu freuen. In Sachsen-Anhalt wird es eine Zwangskoalition der demokratischen Parteien geben, da die links- und rechtsextremen Parteien gemeinsam fast die Hälfte der Stimmen bekommen haben… was dazu führen wird, dass es bestenfalls Stillstand geben wird, aber wahrscheinlich eher einen weiteren Niedergang. Den gemäßigten AfD Wählern wird bestimmt das Lachen in den alten Bundesländern auch schon bald vergehen, wenn landespolitisch eine rot-grüne Politik, z.B. in der Bildungs- und Flüchtlingspolitik, verfolgt wird…die konservativen Wähler werden durch ihr Kreuz bei der AfD statt bei der CDU, den damit verursachten roten und grünen Ministerpräsidenten, jetzt also gerade eine solche Politik in ihren Bundesländern bekommen, die sie mit der Wahl der AfD im Bund verhindern wollen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Wähler sich mit ihren Denkzettel an Merkel mehr geschadet oder geholfen haben… Jedenfalls sitzen nun weitere Abgeordnete für die AfD in den weiteren Landtagen, die wie die Pleitevorsitzende noch vor wenigen Monaten mit ihren Schulden für Schlagzeilen gesorgt haben, die sich jetzt über ihre großzügigen Diäten sanieren werden, ohne ernsthaft Politik zu betreiben. Ich verstehe nicht, wie man Menschen wählen kann, wo man weiß, dass sie Probleme nur ansprechen, aber keine praktikablen Lösungen haben. Ich bin schon gespannt, wann der Machtkampf in der AfD wieder ausbrechen wird. In Sachsen-Anhalt hat die AfD über 10 % mehr als in den alten Bundesländern geholt. Höcke und Co. werden wie nach den Landtagswahlen 2014 Ansprüche anmelden, zu wissen, was die Leute hören wollen und auf Radikalität setzen. Ich wette, es kann ganz schnell wie bei den Republikaner und Co. vorbei sein, da wie schon bisher auch die AfD gezeigt hat, neue Parteien immer Opportunisten und Querulanten anziehen, die bald an Größenwahn leiden, sich gnadenlos selbst bereichern wollen und daher gegenseitig bekämpfen. Sachsen-Anhalt zeigt auch ein anderes Problem deutlich…mindestens 8 % Wähler von der Linkspartei und 4 % Wähler von der NPD auf der einen Seite, auf der anderen Seite konservative und sozialdemokratische Wähler. In den alten Bundesländern gibt es ähnliche Gegensätze. So oder so wird man früher oder später die Hälfte der Stimmen verlieren, sobald man sich bspw. bei wirtschaftlichen Fragen klar positionieren muss. Die AfD ist aktuell stolz, dass sie die vorherigen Wähler von sehr unterschiedlichen Parteien gewinnt…allerdings hat es bis jetzt es noch nie eine Partei lang durchgehalten, solch unterschiedliche Wählergruppen langfristig für sich zu gewinnen. Die AfD wird so schnell nicht verschwinden, zumal es in den neuen Bundesländern mit einem nationalistischen Kurs ein Potential von mindestens 10 % gibt. Aber ich sehe sie langfristig bundesweit maximal bei 5 %, sobald weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Man hat jetzt noch über ein Jahr bis zur Bundestagswahl, weshalb ich die AfD auch noch lange nicht im Bundestag sehe…oder als Kanzlerpartei, wie viele AfDler schon träumen. Vor der Bundestagswahl muss ein Pretzell noch die Landtagswahl in NRW gewinnen, was interessant werden sollte, da er genug Leichen im Keller hat…vielleicht wird dort, wenn es um die Nominierungen der Kandidaten für die Landtagswahl oder Kooperationen mit den Pro Parteien geht, der Flügelkampf bundesweit endgültig ausgelöst werden, da Petry bestimmt wie letztes Jahr ihrem Freund bei Hinterzimmerabsprachen behilflich sein wird?

      • Da muss ich Sie enttäuschen. Ich bin kein ALFA Mitglied… Allerdings kenne ich genügend AfDler, um zu wissen, dass die AfD zum Großteil nicht konservativ-liberal ist…und die Chancen stehen schlecht, dass sie es bei diesen Funktionären je wird.

    • Falsch, die AfD hat in BW und RheinlandPfalz erreicht, dass es keine grün-rote Politik mehr geben kann. Ein schöner Erfolg, vor allem für die jetzigen AfD-Wähler.

      • Die AfD hat dafür gesorgt, dass SPD bzw. Grüne jeweils stärkste Kraft geworden sind und erneut den Ministerpräsidenten stellen werden. In RP wird die SPD die Regierung dominieren…vor allem, wenn es zu einer Koalition aus SPD, Grünen und FDP kommt. In BW werden die Grünen die Regierung dominieren…es ist unwahrscheinlich, dass die CDU es durchhält, nur einer CDU-SPD-FDP Regierung anzugehören, da der grüne Ministerpräsident äußerst beliebt ist, so dass man befürchten müsste, noch mehr bei den Wählern abzustürzen. Rot-Grün kann zwar in beiden Ländern nicht allein regieren, aber als deutlich stärkste Kraft in einer Regierung und durch das Amt des Ministerpräsidenten wird die Landespolitik zukünftig jeweils deutlich weiterhin rot-grün gefärbt sein. Zudem können im Bundesrat Gesetze blockiert werden, die gegen die rot-grüne Politik gerichtet sind… Ich frage mich, wie AfD Wähler darauf kommen, dass bei dieser Lage in BW und RP erreicht wurde, dass es „keine grün-rote Politik mehr geben kann“. Ich glaube auch nicht, dass sich die CDU Kandidaten mit Hilfe der AfD zum Ministerpräsidenten einer CDU-FDP Minderheitsregierung wählen lassen…

  2. Sehr geehrter Herr Professor Dilger,

    ich bin in etwa zeitgleich mit Ihnen aus der AfD ausgetreten, bin aber niemals in ALFA eingetreten. Nach einem solchen Wahlergebnis frage ich mich nun, ob der Austritt ein Fehler war. Hätten wir (und damit meine ich auch Sie) nicht innerparteilich kämpfen müssen, um den rechten Rand zurückzudrängen?

    Ich bin mir nicht mehr sicher. Bei den Prognosen kurz nach 18:00 Uhr habe ich mich selbst ertappt, wie ich die Arme hochgerissen habe, als die Ergebnisse für die AfD bekanntgegeben wurden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd Hellwege

    • Was hätte es genutzt, wenn Sie oder ich allein in der AfD geblieben wären? Wenn Herr Lucke und seine Gefolgsleute in der AfD geblieben wären, wäre das auch nicht schön geworden, aber gäbe es noch mehr Hoffnung. Momentan wird die AfD als reine Protestpartei gewählt. Gegen die Politik von Frau Merkel ist das auch gerechtfertigt. Doch zumindest ich werde dafür überhaupt nicht benötigt und von den jetzigen AfD-Funktionären vermisst mich auch keiner, ganz im Gegenteil.

    • „Diesen Blog betreibe ich weiter, doch den weiteren Niedergang der AfD werde ich nur noch gelegentlich von außen kommentieren.“, schrieb ein vom Essener Parteitag enttäuschter Prof. Dilger am 4.7.2015. Die Wahlprognosen für die AfD lagen damals bei 4%. „Wir müssen härter werden.“, konnte man in Bezug auf den damaligen Flüchtlingsandrang in Essen hören. Die verbliebenen AfD-Mitglieder, zu denen ich auch nicht gehöre, haben auf das richtige Pferd gesetzt.
      Die Flüchtlingskrise war gewiss ein wichtiger Faktor für den AfD-Triumpf am Sonntag. Doch waren Bernd Lucke und Hans Olaf Henkel nicht die beiden anderen Erfolgs-Akteure der AfD? Ohne ihre polarisierende Wirkung hätte in Essen kein reinigendes Gewitter stattgefunden und die Infights zwischen den Flügeln wären wahrscheinlich bis heute weitergegangen. Eine zerstrittene AfD hätten die Wähler wahrscheinlich nur mit halb so hohen Wahlergebnissen goutiert, wie sie nun am Wahlsonntag tatsächlich eingetreten sind. Vor einem Jahr galt alles über der 5% Hürde als Erfolg und man wäre vermutlich auch mit solchen Ergebnissen zufrieden gewesen.
      Obwohl es in Essen noch nicht ersichtlich war, ist es für unsere Demokratie optimal gelaufen, auch mit unseren Parteiaustritten. Es gibt nun wieder höhere Wahlbeteiligungen und eine echte parlamentarische Opposition. Vermutlich auch im nächsten Bundestag.

      • Anfang Juli hatte Frau Merkel noch nicht ihre fatale Flüchtlingspolitik eingeleitet und die ganze Welt nach Deutschland eingeladen. Die AfD hat einfach Glück gehabt (und unser Land Pech). Ich bin kein Hellseher, sondern Prognosen schreiben Trends fort, die auch gebrochen werden können.

  3. Dass die AfD unabhängig von den hier und anderenorts geäußerten Missfallenskundgebungen und eigenen beanstandenswerten Aussagen derzeit eine wichtige Funktion in der Parteienlandschaft erfüllt, steht außer Frage. Die Zunahme der Mandante ist für die Partei eine Verbesserung der Arbeitsgrundlagen. Man hat parteiintern etwas anzubieten. Petry, von Storch, Gauland u.a. haben sich in den Landtagswahlen thematisch nicht verzettelt; ich traue diesen Personen zu, den Themenkreis im Hinblick auf die Bundestagswahl vorsichtig zu erweitern. Die weiteren Punkte wie Familie und EURO hat Petry bei Frau Illner angedeutet.

    • Es ist die grundsätzliche Frage, ob man diesen Personen ( mit Ausnahme Gauland ) das Vertrauen schenken möchte. Wenn man früher Personen wie Fischer, Trittin, Roth, Beck, pp. aus Mangel an Integrität keinen Vertrauensvorschuss geschenkt hatte, dann wird man nunmehr schwerlich solchen Personen, die charakterlich ähnlich gestrickt sind, den Vorschuss spendieren. AfD und Grüne sind sich nun in Hinblick auf die Qualität der Personalien ähnlich. Man möge sich nur einmal Personen wie Tritschler, Petry, von Storch, Pretzell, Frohnmaier, Demolsky & Co. anschauen. Petry und Pretzell lassen ihre Großfamilien sitzen und schieben ihre triebhaften Nummern. Der Rest ordnet zumindest jeglichen Anstand und jegliche Kultur dem Machttrieb unter. Auch die Extremen sind mit den grünen Extremisten ähnlich, siehe Fiechtner, Poggenburg oder Höcke. Die einen beschwören das neue dritte Reich, die anderen islamistische Republik und malen entsprechende Feindbilder an die Wand.

      Die AfD eignet sich als Protest wunderbar, aber sie bietet aufgrund des Mangels an brauchbaren Human Resources keine langfristige Perspektive. Es läuft dort einfach zuviel menschliche Niedertracht herum. In ein paar Jahren wird sie nicht von einer Merkel-CDU unterscheidbar sein.

      • Gute Analyse. Es bleibt die Hoffnung, dass es die Merkel-CDU in ein paar Jahren nicht mehr gibt, weil sich in der CDU doch noch andere Kräfte durchgesetzt haben…bzw. besser noch, es gibt sowohl zu den etablierten, verkrusteten Parteien als auch zur AfD eine brauchbare Alternative. Leider sieht es schlecht aus…

      • Ich befürchte, der kluge Herr Weimer liegt mit seinen Analysen richtig. Merkel opfert(e) die klassische CDU, um das linke Lager eigennützig abzuschöpfen. Was in der CDU verschwindet, rückt aus dem Grünen, Linken und SPD-Lager nach. Die politischen Aktiven in der CDU sind ganz überwiegend Opportunisten. Lehnen sich diese auf, dann verschwinden sie von den Wahllisten. Machen sie mit, dann verlieren sie halt den Posten oder eben nicht ( wenn sie Glück haben ). Politischen Widerstand können sie nicht leisten, weil sie gar keine politisch alternativen Konzepte mangels Haltung anbieten können. Sie sind dann einfach überflüssig und können dann über den verlorenen Posten herumjammern und sich bemitleiden. ( Aber eigentlich waren sogar ihre Posten überflüssig. )

      • Frau Merkel ist taktisch nach links gerückt, hat damit aber der AfD die rechte Flanke weit geöffnet. Selbst wir als Liberale passen doch noch in die Lücke.

      • Grüne und CDU sind doch auf je ihre Weise erfolgreich (zumindest gewesen).Hauptgefahr für die AfD ist immer noch die rechtsradikale Ecke, doch Größe und Linkskurs von Frau Merkel könnten sie davor schützen.

  4. Die Wahlergebnisse sind etwas mehr, als man erhoffen durfte. Wichtig ist, daß nicht nur die Merkelpartei geblutet hat sondern auch die SPD.

  5. Es hat sich doch de fakto nichts geändert: Dreyer, Kretschmann und Haselhoff bleiben im Amt. Nur Frau Klöckner ist als potentielle Rivalin von Frau Merkel eliminiert, kennen wir doch , Merz, Koch …

  6. Ein paar Gedanken meinerseits zu den gestrigen Ergebnissen.

    1. – Generell ist die Wahlentscheidung ein Tritt in die Weichteile, den sich die politische Elite dieses Landes redlich verdient hat.
    2. – Dieser eine Tritt wird vermutlich nicht ausreichen, um das Establishment aufzurütteln. Der Autismus der etablierten Parteien – zumindest ihrer Führungsebene – ist dafür m.E. zu ausgeprägt, so dass kurzfristig der Merkelismus eher gestärkt aus den Landtagswahlen hervorgeht.
    3. – Wenn sich dies bewahrheitet, werden in den kommenden Wahlen weitere schmerzhafte Tritte folgen.

    4. – Seit dem 13.03.2016 kann man die einstmals stolze SPD nicht mehr ernsthaft als Volkspartei bezeichnen. Ergebnisse, die diese Einordnung erlauben würden, erreicht sie nur noch dort, wo sie von der Popularität einzelner Führungspersonen profitieren kann, wie z.B. Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz.
    5. – Gerade der Absturz in Baden-Württemberg belegt, dass die Frage, ob die SPD eine Partei der Arbeiter oder der Sozialarbeiter sei, rhetorischer Natur ist. Der eher linke Sozialpädagogen-Flügel hat die traditionellen SPD-Wähler aus der Industriearbeiterschaft erfolgreich aus der Partei vergrault.
    6. – Julia Klöckner wurde m.E. nicht für ihre vermeintliche Distanzierung vom Kurs Merkels abgestraft, sondern eher dafür, dass sie nicht weit genug gesprungen ist. Der Wähler will keine Zauderer sehen – das sollte nicht zuletzt auch Horst Seehofer und der CSU eine Mahnung sein.
    7. – Außerhalb von Baden-Württemberg sind die Grünen auf Normalmaß gestutzt worden; auch wenn der Wahlabend für mich noch schöner gewesen wäre, wenn der Wähler die Grünen in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt komplett aus dem Landtag gekegelt hätte.
    8. – Das starke Abschneiden der AfD in Baden-Württemberg erfreut mich insoweit, als dass eine Stärkung der Position Jörg Meuthens für die Partei sehr heilsam sein kann.
    9. – Das Ergebnis in Sachsen-Anhalt sehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Von Andre Poggenburg halte ich wenig bis gar nichts – andererseits freut mich immens, dass die SED-Nachfolgepartei ziemlich stark eingebrochen ist. Und ein Einbruch ihrer Hochburgen im Osten könnte das Ende der „Linken“ sein.

    10. – Zu den Mythen, die m.M.n. gestern entzaubert wurden, gehört dasjenige von der strukturell linke Mehrheit in Deutschland. Dies war immer nur ein feuchter Traum mancher Linken – halbwegs wahr geworden ist er immer nur dann, wenn es der stärksten Partei links von der Mitte gelang, weit in die Mitte hinein auszugreifen. Der Letzte, dem dies auf Bundesebene gelang, war Gerhard Schröder – und meist endeten diese Episoden dann am Streit zwischen der linken Mitte und den ganz Linken. BTW: wäre ein Satz wie Schröders „Wer unser Gastrecht mißbraucht, muss raus und zwar schnell“ heute in der SPD noch denkbar?
    11. – Ebenfalls ins Reich der Mythen gehört m.E. die Mär von der Wirkmächtigkeit der Medien, woran viele Journalisten (und noch mehr Politiker) wohl sehr innig geglaubt haben. Man nehme nur die vielen Appelle von Medienschaffenden, bei den Wahlen doch gefälligst nicht die AfD zu wählen – und, hat’s geholfen? Den Einfluss der Medien zu überschätzen, war in den letzten Jahren ein Kardinalfehler der Union und besonders der FDP. Der 13.03.2016 hat gezeigt: den (noch dazu bürgerlichen) Wähler interessiert es nicht im Geringsten, was z.B. ein Sascha Lobo ihm anempfiehlt…
    12. – Bereits vor einigen Jahren vertrat ich in Diskussionen die These, dass ein beträchtlicher Teil der Nichtwähler aus dem bürgerlichen Lager stammten, und von ihren ureigenen Parteien Union und FDP mangels wählbarer Alternativen in die innere Emigration getrieben worden seien. Mir ist in solchen Diskussionen meist widersprochen worden – die Gesprächspartner waren der Meinung, bei Nichtwählern handele es sich durchweg eher um sozial deklassierte Personen, die kein Interesse an Politik hätten und, wenn sie dann doch mal zur Wahl gingen, eher ihr Kreuzchen bei linken Parteien machen würden. Das gestrige Ergebnis bestätigt mich in meiner Überzeugung – und dass es der AfD gelungen ist, viele Bürger wieder an Wahlurnen zurück zu holen, ist etwas, auf das meine früheren Parteifreunde stolz sein dürfen,

    • „Das Ergebnis in Sachsen-Anhalt sehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Von Andre Poggenburg halte ich wenig bis gar nichts – andererseits freut mich immens, dass die SED-Nachfolgepartei ziemlich stark eingebrochen ist. Und ein Einbruch ihrer Hochburgen im Osten könnte “ Die knapp 8 % Linkspartei-Wähler sind zur AfD gewandert, zusätzlich knapp 4 % NPD Wähler, die ebenso eine sozialistische und nationale Einstellung haben…diese Menschen haben nicht ihre sozialistische Einstellung ablegt, weil sie nun AfD gewählt haben. Im Gegenteil: die AfD ist selbst eine braune Linkspartei…außer in der Flüchtlingspolitik gibt es große Übereinstimmungen; reaktionäre Systemkritik, sozialistische Einstellung und DDR-Nostalgie sind in der Partei und unter den Wählern weit verbreitet. Es ist noch immer fast die halbe Bevölkerung gedanklich mit der Linkspartei verbunden, man hat nur ein neues Etikett gewählt…bzw. die Wähler haben sich jetzt lediglich auf Linkspartei und AfD aufgeteilt. Hinzu kommen noch SPD und Grüne, d.h. „die Linken“ haben noch immer in den neuen Bundesländern eine klare Mehrheit. In Sachsen-Anhalt müssen jetzt wie in der Weimarer Republik die demokratischen Parteien CDU, SPD und Grünen zwangsweise eine Regierung bilden, da die anderen beiden Parteien nicht koalitionsfähig sind. So eine Regierung bedeutet mindestens Stillstand… Was bringt es also, wenn wie in der Weimarer Republik, wo KPD Wähler teilweise zur NSDAP gewandert sind, gestern Wähler von der Linkspartei zur AfD gewandert sind, womit zwar die Linkspartei geschwächt wurde, aber gleichzeitig auch das bürgerliche Lager noch mehr geschwächt wurde?

  7. Wir haben ein Monster geschaffen und sind in Weimar aufgewacht. Man kann nur hoffen, daß sich Geschichte wirklich nur als Farce wiederholt. Haben Sie keine Albträume, in einigen Jahren von einem triumphalen ehemaligen Schützling (zB mit Glatzkopf, Ledermantel, Bullenpeitsche) frühmorgens „abgeholt“ und ins Korrekturlager überstellt zu werden? Undenkbar? Lächerlich? Dachten die Weimarer auch. Gott schütze uns.

    • Ich denke, dass die AfD wahrscheinlich wieder vergeht oder sich neu erfinden muss. Wenn ihre jetzigen Spitzenfunktionäre jemals die Macht in Deutschland übernehmen sollten, wandere ich aus, bevor ich von ihren Schergen abgeholt werde. Wenn Frau Merkel so weitermacht, werde ich jedoch allein schon wegen meiner Familie ebenfalls auswandern müssen.

      • Ich halte Ihre Andeutung des Vergleichs zur NDSAP für unerträglich. Wissen Sie eigentlich, was die NSDAP in diesem Land angerichtet hat? Kennen Sie ihre Gräueltaten und die Unmenschlichkeit, die damals in diesem Land herrschte? Wissen Sie auch, wie diese Gruppierung im Vorfeld auftrat und ihr Vorhaben eben nicht verschwieg? Wissen Sie, dass diese Partei ihren Erfolg vor allem Mitläufern zu verdanken hatte, die sich im Sog der aggressiven Mehrheit anbiedern wollte? Es in der AfD aber eine Reihe von Querköpfen gibt, die dort nur sind, weil sie eine Meinungsdiktatur ablehnen und autoritäre Strukturen von Grund auf ablehnen? Wissen Sie, wie Sie gerade diese schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit relativieren? Sie sollten sich gut überlegen, was sie hier tun und ob sie eine Reihe von unbescholtenen, besorgten, urdemokratischen und idealistischen Bürger in die Reihe von Unmenschen stellen wollen.

        Dass es fragwürdige Gestalten in den Reihen der AfD gibt, ist denke ich unbestritten, auch möchte man da nicht jeden an der Spitze in diesem Land sehen. Höcke möge das bitte niemals gelingen. Aber Ihre Verallgemeinerung sind unerträglich und werden übrigens genau zu jener Radikalisierung führen, die sie befürchten. Hätten die Medien damals Lucke nicht so bekämpft, die AfD wäre jetzt vermutlich weitaus moderater. Ob sie dann jetzt allerdings genauso erfolgreich wäre, das glaube ich weniger. Wenn Sie radikale Zustände verhindern wollen, dann müssen sie endlich Ihren Zeigefinger wegnehmen und mit den Menschen reden, anstatt sie ins soziale Aus zu drängen.

      • Ich habe auch nicht Sie, sondern Ihren Vorredner gemeint. Ich halte solche extremen Vergleiche und Szenarien schlicht für unredlich und der Situation nicht dienlich. Sie führen nur zu einer weiteren Spaltung und dazu, dass sich gesellschaftliche Kräfte der Mitte radikalisieren müssen, obwohl sie das gar nicht wollen.

      • Es wäre gut, direkt auf die Kommentare zu antworten, die gemeint sind. Wenn das ab der dritten Antwortebene nicht mehr geht, ist ein Verweis auf den gemeinten Kommentator oder sogar konkreten Kommentar von Vorteil.

        Übertreibungen gehören wohl zur Politik. Dass zumindest manche AfDler anderen Leuten Angst machen, kann ich verstehen. Aber real ist die Macht und damit das Ängstigungspotential von Frau Merkel viel größer.

      • @Peter Burger

        Wissen Sie, dass NSDAP verschiedene Phasen durchlief? Viele alte und gutmeinende PGs waren am Anfang beigetretten mit aehnlichen Motiven wie AfD Gruender 2013. Und irgendwann ging es gewaltig schief! Dann war es zu spaet. Haben Sie nachgedacht warum sich ALFA gruendete?

        Wissen Sie wer fuehrt heute AfD? Glauben Sie nicht, dass dieser Vorstand, trotz zufaelligen Wahlerfolgen, schon genug kompromitiert ist? Glauben Sie, dass diese Mitglieder Kraft und Verstand haben um eine Selbstheilung durchzufuehren oder von Begeisterung und Klatschen schon Ueberblick verloren haben?

      • Erklären Sie doch bitte konkret, was Sie mit „von ihren Schergen abgeholt“ meinen.

      • Wer auf friedliche Frauen und Kinder schießen lassen will, lässt doch wohl kaum lautstarke Kritiker davonkommen. Entsprechende Drohungen gab es leider schon.

      • Die AfD ist bisher mehrheitlich (noch) keine NSDAP, NPD, KPD und Co.. Allerdings deuten sich strukturelle und ideologische Parallelen an…bei einigen Mitgliedern wird Gewalt als mögliches Mittel gegen Andersdenkende nicht ausgeschlossen, wie in der Weimarer Republik oder der DDR werden demokratische Parteien, negativ berichtende Presse, etc. dämonisiert usw. Man muss nur mal in geheimen AfD Foren und teilweise offenen Seiten wie Pegida, wo AfDler kommentieren, mitlesen: es wird offen gefordert, dass Andersdenkende erschossen oder in ein KZ eingesperrt werden, Politiker sollen als „Volksverräter“ angeklagt und für immer weggesperrt werden (Töne, die man im Dritten Reich und der DDR das letzte Mal in Deutschland gehört und praktiziert hat…und heute weiterhin in anderen Diktaturen als angemessenes Mittel ansieht). Man sollte radikale Kräfte nie unterschätzen…bei der AfD ist es eindeutig der Fall, da man bisher niemand großartig aus der Partei geschmissen hat, weil man auch die paar Prozent von diesen rechten Rand haben will. Ja, es gibt in der AfD eine Reihe von Querköpfen, „die dort nur sind, weil sie eine Meinungsdiktatur ablehnen und autoritäre Strukturen von Grund auf ablehnen“. Diese Querköpfe und ihre Anhänger lehnen diese Umstände teilweise jedoch nur solange ab, wie sie gegen sie gerichtet sind…man kämpft für Freiheit, solange man sich selbst unfrei, vom aktuellen politischen System unterdrückt, fühlt. Sobald man selbst die Macht dazu hat, will man selbst unfreie Strukturen etablieren, eine Meinungsdiktatur errichten, weil man die Andersdenkenden durch ihre andere Meinung als Feinde der eigenen Freiheit ansieht…Ansichten wie sie typisch für diktatorisch denkende Menschen sind, bspw. in der DDR hat man seinen antifaschistischen Schutzwall errichtet, jeden Menschen als Feind verfolgt, der nicht den angeblich antifaschistischen Ansichten gefolgt ist, obwohl es zwischen Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten und Co. gegenüber den Faschisten mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gab… Sogar Herr Meuthen hat erst gestern Höcke, Frohnmaier und Co. als Patrioten verteidigt. Solch ein Verhalten sieht für mich danach aus, als haben die gemäßigten Kräfte in der AfD noch immer nicht verstanden, welche Gefahr von diesen ausgeht.

      • Ergänzung zu meinen letzten Beitrag: In Sachsen-Anhalt war am Sonntag auf der AfD Wahlparty den ganzen Abend Götz Kubitschek, Vordenker der Neuen Rechten, an der Seite von Poggenburg (dabei auch Höcke)! Wem hat Poggenburg sein erstes Interview gegeben? Jürgen Elsässer und seinem Compact Magazin, einem dubiosen Magazin mit vielen Verschwörungstheorien… Zufall? Ich bezweifel, dass die AfD diese Leute aus der Partei drängen kann. Bemerkenswert finde ich, dass es viele gemäßigte AfDler gibt, die noch immer daran glauben, dass Höcke nicht Landolf Ladig war. Kubitschek hat Höcke noch letztes Jahr angeblich auch nicht persönlich gekannt. Wie schnell manche Leute enge Freundschaften schließen…oder hat er eher in beiden Fällen gelogen?! PS: Kubitschek war nur deshalb nicht in der NPD, weil das Personal ihm zu dumm war… jetzt scheint er mit seinen Freunden eine Alternative gefunden zu haben.

  8. Erstaunlich, wie wenig sich die Wähler für Parteiprogramme oder ihre Landtagskandidaten interessieren und wie wichtig doch die Spitzenkandidaten sind. In Baden-Württemberg hat Herr Kretschmann gewonnen, nicht die Grünen; in Rheinland-Pfalz Frau Dreyer. Spricht das nicht für eine Direktwahl des Ministerpräsidenten?

    Interessanterweise haben jeweils auch die Amtsinhaber gewonnen. Die Deutschen haben offenbar einen Hang zu Führungspersonen, was auch die Popularität von Frau Merkel erklärt, wobei eine konsensuale Führung eher geschätzt wird als eine konfrontative.

  9. Größter Verlierer sind für mich die Leitmedien. Sie schaffen es nur noch vereinzelt, sachlich die Politik -insbesondere die Zuwanderungspolitik der Regierung Merkel- darzustellen.Kritische Berichte gibt es nur noch vereinzelt, weil es ja die Falschen (sprich AFD) in die Hände spielt. Die Wahrnehmung der Bürger ist eine andere als die der Medien und der Politik. Daher ist es kein Wunder, wenn sich die Bürger stärker zu dem Feind dieser Gruppen wenden. Defacto wird eine Politik gegen die Mehrheit der Bürger gemacht, aber die Bürger sind ja zu dumm, um die Politik zu verstehen. Am Wochenende vor der Wahl wurde verzweifelt noch mal vergebens versucht, die AFD madig zu machen.
    Die Medien sehen sich als 4. Macht im Staate, sind aber nur noch der Bettvorleger der Regierenden. Beispiel ist die Posse um die Wahldiskussionen im SWR 3.Wenn man die Erfolge der AFD eingrenzen möchte, dann müssen die Leitmedien die Politik wieder sachlich darstellen und die sachliche Diskussion wieder in die Parteien und Parlamente tragen. Es müssen öffentliche Auseinandersetzungen stattfinden, damit der Bürger sich auch mitgenommen fühlt. Wenn sich die Medien und die Parteien nicht verändern werden, wird die AFD weiter auf der Überholspur bleiben. Das Entsetzen über die Waherfolge der AFD wird in Zukunft sinken, der Erfolg nur noch achselzuckend zur Kenntnis genommen.

  10. @nationalliberal – Meine Güte, wer bezahlt Sie denn für IHre Kommentare? Flüchtlingspolitik auf Landesebene… das ich nicht lache. Ausserdem ist die afd eine demokratische Partei- sie hätte nichts gegen Volksentscheide! Davor haben die angeblich demokratischen Parteien richtig Angst. Warum wohl? 30% Nichtwähler sprechen ihre Sprache…

    • Typische AfDler Reaktion…passt mir eine kritische Meinung nicht, muss derjenige von irgendwelchen bösen Kräften bezahlt worden sein. Ja, es ist so unwahrscheinlich, dass ich mir nach den vielen Erfahrungen mit AfDlern, vor allem in den neuen Bundesländern, meine eigene kritische Meinung bilden kann… alle AfD Kritiker sind bezahlt 😀 Die 30 % Nichtwähler sind natürlich bestimmt auch alle AfD Anhänger, die gestern zu faul zum wählen waren? Nichtwähler zu sein, bedeutet nicht, dass man automatisch bei Volksentscheiden gegen die Politik der etablierten Parteien stimmen würde…

  11. Ich verstehe Sie nun wirklich nicht mehr, nationalliberal. Die CDU ist nicht mehr konservativ, auch nicht in B-W. Die letzte Handlung von Wolf vor der Landtagswahl war noch, ein Ministerium auszuloben, das zu mindestens der Hälfte aus Frauen bestehen soll. Ihre Hoffnungen in die CDU und FDP sind, so leid es mir tut, völlig naiv. Es ist vielmehr wichtig, dass die AfD so stark wird, dass sie gesellschaftsfähig wird und so radikale Kräfte an den Rand gedrängt werden, wenn sich auch der Bürger offen zu ihr bekennen kann. In B-W haben sich das die Wähler ja nicht mal in den Nachwahlbefragungen getraut.

    Auch wenn die Wählerbewegungen mehrheitlich von den Nichtwählern kommen, so sind das aber vor allem Wähler, die früher CDU und SPD gewählt haben. Das sind keine Rassisten, das sind enttäuschte Konservative. Ja, enttäusche Konservative, denn der klassische einfache Mann der SPD war gesellschaftlich stets konservativ. Die können mit einer Partei der Sozialpädagogen schlicht nichts anfangen. Und die Grünen wurden auch in B-W von vielen Flüchtlingsgegnern gewählt. Denn anders als von der CDU erwartet man von den Grünen nicht, für eine restriktive Flüchtlingspolitik zu sein und wenn sich CDU und Grüne eh nicht mehr unterscheiden, dann wählt man eben den besseren Spitzenkandidat und das war Kretschmann. Das hat nur im geringen Maße mit der zustimmenden Haltung von Kretschmann zu Merkels Politik zu tun. Genau so hat selbst der bekannte schwäbische Unternehmer Grupp seine Wahl für die Grünen begründet. Wäre die Medienberichterstattung eine andere gewesen und manche Schießbefehläußerung nicht gefallen, die AfD hätte auch in B-W an den 25% kratzen können.

    Für die AfD ist es nun wichtig, diesem Klientel klarzumachen, dass die Ablehnung eines Mindestlohns, der Rente mit 63 und ein proportionaler Steuersatz sich keinesfalls gegen sie richtet, sondern es vielmehr ein Akt der sozialen Gerechtigkeit ist (z.B. wenn anderenorts Subventionsabbau und Steuererleichterungen abgeschafft werden, die nur von wohlhabenden Menschen genutzt werden können). Der CDU ist das vor 10-15 Jahren nicht gelungen, die AfD hat aber einen anderen Trumpf in der Hand: Wenn sie bei ihrer Ablehnung zum Flüchtlingszustrom, zum Euro und der Energiewende, die sich allesamt gegen die kleinen Leute richtet, glaubwürdig bleibt, dann hat sie durchaus die Chance. In der Schweiz gelingt das der SVP ganz ausgezeichnet, das kann also gelingen. Die Struktur in B-W ist vergleichbar, da kann das klappen. In S-A wird das ungleich schwieriger, falls es überhaupt gewollt ist.

    In B-W sehe ich eine klare marktwirtschaftliche Orientierung, auch die eher national gesinnten Kandidaten sind bekanntlich Mediziner und dürften für sozialistische Vorstellungen eher weniger empfänglich sein. In S-A mag das anders sein, da kann das eher problematisch werden.

    Ich freue mich vor allem, dass Professor Meuthen fast 20% in seinen beiden Wahlkreisen bekommen hat, das zeigt, dass es nicht die radikalen Kandidaten sind, die gewonnen haben. Auch Bernd Grimmer, der sogar seinen Wahlkreis gewonnen hat, ist Ökonom und war einst bei den Grünen. Markus Frohnmaier hat hingegen in Villingen- Schwenningen, einer Stadt mit traditionell starker rechten Szene, das Mandat verpasst. D.h., seine Auftritte kamen eher mäßig an.

    Alfa immerhin 1%, aber eine Zukunft wird sie trotzdem nicht haben. Gauland liegt schon richtig. Man braucht den einfachen Mann, wenn man etwas bewegen möchte. Die CDU-Wähler mit höherem Status bekommt man erst nach jahrelanger Präsenz und sozialer Anerkennung, so wie eben jetzt auch die Grünen. Um die kann man sich in 5 Jahren bemühen, aber außer an die politisierten Überzeugungstäter, kommt man an die nicht so schnell ran. Mit der jetzigen fleißigen Arbeiterschaft im industriegeprägten B-W kann man durchaus etwas anfangen.

    • Es kommt allein auf die Funktionäre an. Warum sollte ein weiteres erstarken der AfD, so dass sie gesellschaftsfähig wird, die radikale Kräfte an den Rand drängen? Höcke und Co. sind gut vernetzt…diese Funktionäre handeln danach, was ihnen die Macht sichert, d.h. man wird sich reaktionär und sozialistisch verhalten, um die jetzigen knapp 25 % Wählerschaft in den neuen Bundesländern als Machtbasis zu erhalten. Die Wähler haben darauf wenig Einfluss. Schließlich wählen sie bei einer Wahl nicht die Basis einer Partei. Mag sein, dass sie meine Ansichten als naiv empfinden…Sie unterschätzen dagegen Höcke und Co., wenn Sie glauben, dass sich diese entmachten lassen. Glauben Sie wirklich, dass in den nächsten Monaten hunderte gemäßigte Mitglieder eintreten werden, die brav zu allen Parteitagen pilgern, um Höcke und seinen Flügel überall abzuwählen bzw. an den Rand zu drängen? Ich bin kein Merkel-Fan, aber ich sehe größere Chancen, über die Union und FDP als über die AfD die aktuelle Politik zu ändern…und ich bin der Meinung, dass man Merkel vor allem in Rheinland-Pfalz leider mehr geholfen als geschadet hat, indem man die AfD gewählt hat: Frau Klöckner hat in der Vergangenheit Fehler begangen, aber sie wäre eine brauchbare Alternative zu Merkel gewesen. Jetzt wird sie wie Koch und Co. keine Rolle mehr spielen, so dass Merkel keine echten Konkurrenten in der Partei hat. Mit einer schwächeren AfD hätte die Union auch einen Warnschuss bekommen, jedoch gleichzeitig die Kritiker in der Union gestärkt…

      • Schauen Sie sich doch die Reaktionen der etablierten Parteien (mit Ausnahme der CSU) an. Da hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert. Nein, eine grandiose Niederlage wird zum Sieg umgedeutet. Die AfD muss an der absoluten Mehrheit kratzen, erst dann wird sich etwas ändern.

        Warum ich Hoffnung habe, dass eine starke Partei gemäßigter wäre? Nehmen Sie die SVP in der Schweiz. Sie vereint 30% der Stimmen, das schafft man nur, wenn man weit in die Mitte reicht. Auch die FPÖ, die zwar nicht so sehr marktwirtschaftlich ist, ist doch längst gemäßigt und mittlerweile auch an Regierungen beteiligt. Ihr Ex-Chef war sogar mal Ministerpräsident eines Landes, auch wenn ich jetzt nicht mehr weiß, bei welcher Partei er dort gerade war. Selbst der Front National ist doch erst erfolgreich geworden, als er seine rassistische Seite zumindest öffentlich abgelegt hat.

        Ich verstehe durchaus, dass Sie Angst vor Höcke und Co. haben. Das ist natürlich ein Risiko und ein Drahtseilakt. Aber ich denke, es ist ein Risiko, das man eingehen muss, wenn man in dieser Republik wieder eine andere, eine vernünftigere Gesellschaft der Mitte (und keine links-grün-radikale) will. Wenn Höcke die Führung der AfD übernimmt, dann könnte die AfD nur Erfolg haben, wenn die Zustände in Deutschland völlig unerträglich geworden sind. Aus individueller Perspektive habe ich dann allerdings das Land vermutlich bereits verlassen. Aber auf die etablierten Parteien gebe ich keinen Pfifferling mehr. Die AfD war und ist die Hoffnung vieler Menschen. Falls sie die Menschen enttäuscht, wird dieses Land in ein sehr tiefes Tal fallen. Alfa hat doch auch deshalb keinen Zuspruch, weil sich diese Anfangseuphorie, die bei der AfD herrschte, sich kein zweites Mal wiederholen lässt.

      • Wenn man selbst bzw. die Familie zwei Diktaturen als Opfer (leider nur teilweise) überlebt hat, erkennt man schnell die Gefahr, die hinter den Ansichten von Höcke und Co. stecken. Man versteht die Andeutungen, was tatsächlich gewollt ist, die für die entsprechende Klientel am äußeren, reaktionären Rand gemacht werden, zu der auch einige Mitglieder gehören…die gemäßigten Kräfte in der AfD unterschätzen die Gefahren, so wie bspw. die SPD die KPD unterschätzt hatte, bevor man zur SED zwangsvereint wurde. Ich muss dazu sagen, dass ich die Basis in den neuen Bundesländern, die dort herrschenden Ansichten, die oft über die Ansichten von Höcke und Co. noch hinausgehen, sehr gut kenne…daher meine erheblichen Zweifel, dass die AfD es schafft, sich dauerhaft zu mäßigen und eine konservativ-liberale Partei zu werden. Die „West-AfD“ hätte durchaus Chancen, sich als gemäßigte, konservativ-liberale Partei zu etablieren, da es dort eher möglich ist, Leute wie Frohnmaier in die Bedeutungslosigkeit zu drängen…es gibt aber nun mal noch die Landesverbände in den neuen Bundesländern, wo man fast das gesamte Personal und große Teile der Basis ausschließen müsste. Diese Mitglieder werden nicht freiwillig gehen, rechtlich ist ihr Ausschluss sehr schwer…und ein Austritt der „West-Verbände“ würde wie ALFA enden, da die AfD eine aufgebaute Marke ist, was man so schnell nicht wiederholen kann. Mag sein, dass Höcke und Co. eine Minderheit sind, aber sie sind über ihre sehr gute Vernetzung in der Lage, auf Parteitagen Mehrheiten zu organisieren. Sie werden nicht warten, bis genügend gemäßigte Mitglied neu eingetreten sind…umgedreht werden keine gemäßigten Mitglieder mehr eintreten, wenn Landesverbände von Höcke-Anhänger bis hin zum Bundesvorstand noch mehr dominiert werden.

  12. Sie haben oder hätten die Wette gewonnen wegen ALFA und den 0.1 Prozent. Hat diese Wette denn vor Monaten stattgefunden und wie hoch war der Wetteinsatz? Am Ergebnis erkennen sie übrigens, warum ich an dieser Wette nicht teilgenommen hatte.

  13. Die Wahlergebnisse der AfD sind in allen drei Bundesländern deutlich besser, als in sämtlichen Umfragen vorhergesagt! Gegen Merkels Politik haben viele Leute die geballte Faust in der Tasche, trauen sich aber wegen Anfeindungen und gesellschaftlichen Nachteilen nicht, ihre Meinung öffentlich kund zu tun! Ich bin mit den AfD-Ergebnissen sehr zufrieden!

    In Baden-Württemberg hat Kretschmann als „konservativer Landesvater“ gepunktet, NICHT die Grünen. Ähnlich in Rheinland-Pfalz, wo der „MaLu“-Effekt, aber nicht die SPD gezogen hat und auch in Sachsen-Anhalt, wo Merkel keinen einzigen Auftritt hatte und Landesvater Hasselhoff sich von ihrer Politik absetzte. Schon seit Jahren beobachten wir, dass die Menschen Gesichter und NICHT Parteien wählen.

    Die SPD wird im Parteiensystem neben einer sozialdemokratisierten CDU, linksbürgerlichen Grünen und den ganz linken Linken nicht mehr gebraucht! Arbeiterpartei, also die „Partei der kleinen Leute“ ist sie schon lange nicht mehr, Mindestlohn hin oder her.

    Zwei Wünsche wurden mir gestern leider nicht erfüllt. Bis zum Schluss hatte ich noch gehofft, dass die Grünen in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt aus den Landtagen fliegen. Und Merkel wackelt nicht wirklich. Sie kann wohl nur noch durch eine Rebellion innerhalb der Union gestürzt werden…….

    • Eine Arbeiterpartei ist die SPD schon lange nicht mehr, sie hat den kleinen Mann schon vor Jahren mit grünem Gender- und Multikultiquatsch verprellt. Wenn sich die AfD schlau anstellt, kann sie es zu einer neuen Volkspartei schaffen, denn die anderen Parteien scheinen auch nach der Wahl nicht schlauer geworden zu sein.

      Die Nichtwähler kommen aus dem konservativen Bereich der früheren SPD und CDU. Sie abzuholen war eine großartige Leistung der AfD. Der einfache Bürger, fleißig, gesetzestreu und doch mit einer Vernunft ausgestattet. Die anderen Parteien sollten sich schämen, diese Wähler so im Stich gelassen zu haben. Wenn die AfD sich jetzt klug verhält, dann hat sie dauerhaft das Potenzial für 25-30%, die FPÖ und SVP haben es vorgemacht. Dafür muss sich allerdings der ostdeutsche Flügel zumindest etwas mäßigen. Die AfD sollte sich die SVP zu ihrem großen Vorbild nehmen. Die zeigt, wie man aus der rechten bürgerlichen Mitte in Volksabstimmungen sogar die Mehrheit erreichen kann.

  14. @nationalliberal

    Das war sehr emotional und irgendwie doch unübersichtlich geschrieben.
    Ich meine das bitte nicht böse.

    Ich vermute,das sich die AFD ähnlich wie die SVP und die FPÖ so um die 30 % einpendeln wird,das sie je nach Region mal stärker und mal schwächer abschneiden wird.
    Und das war es dann ersteinmal auch,das reicht ja auch.

    Das wäre unheimlich viel,läge aber auch an den Umständen,in denen wir uns befinden.
    Noch mehr bunt und noch mehr links grüne Politik der ehemals konservativen Parteien werden eben die konservativen Wähler sich ein anderes Lager suchen lassen.

    Merkel in Deutschland ist soweit nach links gerutscht,das diese Lücke neu besetzt werden will und es sieht auch ganz genau danach aus,das es das auch wird.

    Ich vermute und hoffe,das sich die AFD wie oben erwähnt so wie FPÖ und SVP in Deutschland sehr feste etablieren wird.Womit ich nicht einverstanden wäre,wäre eine Art Front National in Deutschland,das ging mir dann weit über das Ziel hinaus.

    Bleiben aber immer noch die Probleme,so ganz global betrachtet,bestehen.
    Wir sind im 21. Jahrhundert und es ist nicht damit getan,das Europa meint,der Rest der Welt darf in Armut leben und flüchtende nehme man aber gerne als Arbeitskräfte hier auf.
    Weil es soviel Armut gibt,das passt hier gar nicht alle rein.

    Ich bin immer noch der Meinung,wir brauchen einen globalen Masterplan für Infrastruktur,Bildung und damit auch Arbeitsplätzen.

  15. ALFA hat in BW rund 1% bekommen. Herr Koelmel in seinem Wahlort 9,5%. In RP und SA waren die Ergebnisse weniger als 1%.

    AfD Waehler waren erfolgreicher. Damit wurde eine Absage an Merkels-Politik unmissverstaendlich erteilt. Ob sie wissen was fuer eine Partei AfD ist bleibt offen, vielleicht spielte es auch keine Rolle?Ein Parteiprogramm ist erst in den naechsten Monaten angekuendigt.

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