Einvernehmliche Rückkehr zu nationalen Währungen

Heute setze ich meine kleine Serie zu Ausstiegsszenarien aus dem gegenwärtigen Euro(desaster) fort. Angefangen hatte ich mit einseitigen Austrittsvarianten (‚Schnelle Wiedereinführung der DM‘ und ‚Rasche Rückkehr zur Drachme‘) gefolgt von der Einführung einer Parallelwährung in einzelnen Ländern (‚Zweitwährung in Zypern‘ und ‚Finnmark für Finnland‘, siehe auch den Fremdvorschlag ‚Inflationsgeschützte Harteuro als Parallelwährungen‘) und der Teilung der Eurozone in kleinere Währungsverbünde (‚Teilung in Nord- und Südeuro‘). Nun will ich das von mir favorisierte Szenario skizzieren, die einvernehmliche Rückkehr zu nationalen Währungen in allen Euroländern.

Diese Lösung favorisiere ich deshalb, weil wir definitiv wissen, dass nationale Währungen funktionieren. Dazu müssen wir nur Europa vor dem Euro betrachten oder alle entwickelten Volkswirtschaften außerhalb der Eurozone. Der Euro ist dagegen ein gescheitertes Experiment, das nicht durch ein neues riskantes Experiment ersetzt werden sollte. Auch theoretisch spricht vieles dafür, dass jedes (größere) souveräne Land eine eigene Währung haben sollte, um auf- und abwerten zu können sowie zu eigener Geldpolitik und notfalls der Absicherung seiner Banken und Staatsschulden in eigener Währung in der Lage zu sein. Ein veränderter Währungsverbund hätte hingegen grundsätzlich die gleichen Probleme wie die Eurozone, wenn nicht sofort, dann später, sobald sich heute ähnliche Volkswirtschaften auseinanderentwickelt haben werden.

Außerdem ist eine einvernehmliche Lösung natürlich besser als einseitige Maßnahmen im Streit. Die Auflösung des Euro ist schwierig genug, selbst ohne Streit. Wie man zu dem Einvernehmen kommt, ist eine politische Frage, zu der die AfD einen Beitrag leisten kann. In den meisten anderen Euroländern gibt es eine viel stärkere Opposition gegen den Euro. Diese benötigt einen Ansprechpartner in Deutschland, der aber auch anschlussfähig zu anderen hiesigen Parteien bleiben muss, um die reale Politik verändern zu können. Fundamentalopposition hilft da nicht weiter, wenn wir irgendwann den deutschen Widerstand zu einer Auflösung der Eurozone brechen wollen.

Wenn sich alle Euroländer einig wären, wäre die gleichzeitige Rückkehr aller zu nationalen Währungen nicht besonders schwierig. Theoretisch könnte sie heimlich beschlossen und vorbereitet werden, um dann über ein langes Wochenende hin vollzogen zu werden. Wenn wir am nächsten Montag wieder zur Bank gehen, bekommen wir dort DM statt Euro, während die Griechen Drachmen vorfinden und die Franzosen Franc. Alle Konten werden z. B. 1:1 umgestellt, alle inländischen Verträge einschließlich Kreditverträgen sind in der jeweiligen nationalen Währung zu erfüllen. Die Währungen zueinander sind frei handelbar, wodurch die DM schnell steigen und die Drachme fallen würde. Bereits geschlossene grenzüberschreitende Geschäfte sollten nach einem gewichteten Durchschnitt aller Währungen abgerechnet werden, z. B. in ECU oder einem als Parallelwährung (gegebenenfalls rein virtuell) verbleibenden Euro. Zukünftige internationale Geschäfte können in einer beliebigen Währung einschließlich ECU bzw. Euro geschlossen werden. Bargeld würde entweder in die nationalen Währungen umgetauscht, wozu es eine kurze Umtauschfrist gäbe, in der Geld nicht über die Grenzen transferiert werden dürfte, oder das vorhandene Bargeld bliebe überall der Euro, während neues nationales Bargeld in Umlauf gebracht würde, welches in Deutschland mehr und in Griechenland weniger wert wäre als der Euro.

Politisch fände ich es besser, wenn die Rückkehr zu den nationalen Währungen nicht heimlich stattfinden würde, sondern offen nach breiter Diskussion und gegebenenfalls sogar Volksabstimmungen. Heimliche Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg hat es schon mehr als genug gegeben. Eine vorab angekündigte Auflösung des Euro würde natürlich sofort zu Reaktionen führen. Diese hätten jedoch den Vorteil, dass sie den Druck auf die Auflösung des Euro hin verschärfen. Im Grunde würde es reichen, wenn maßgebliche Politiker wie Frau Merkel und Herr Schäuble eine solche Diskussion wie diese hier öffentlich führen würden. Es gäbe sofort kräftige Bewegungen an den Kapitalmärkten, die die Einführung nationaler Währungen quasi erzwingen. National könnte wieder überall ganz einfach 1:1 zu einem Stichtag umgestellt werden. International sollte man anregen, dass schon vorher vereinbart wird, in welcher zukünftigen Währung die Verträge zu erfüllen sind. Ohne Vereinbarung bietet sich wieder ein mittlerer Wert in Form von ECU oder einem verbleibenden Euro an. Um Kapitalflucht zu begrenzen, könnte jede Geldanlage und jeder Kredit im Euroausland als ein grenzüberschreitendes Geschäft gewertet werden. Deutsche finden dann auf ihren Konten DM vor, Griechen hingegen Drachmen oder höchstens ECU, selbst wenn sie ein Konto in Deutschland haben. Eine kurzfristige Flucht in Sachwerte würde nach der Umstellung enden.

13 Gedanken zu „Einvernehmliche Rückkehr zu nationalen Währungen

  1. Es geht auch ohne Abschaffung des Euros. Ist zwar jetzt theoretisch und nicht ausgereift gedacht, aber als Grundansatz diskussionswürdig. Einführung des Euros als Handelswährung und als Volkswährung.
    Der Euro als Handelswährung wäre einer täglichen Neubewertung ausgesetzt, ähnlich dem Wechselkurs früherer Jahre. Er wäre eine so genannte oder auch Koeffizientenwährung. Jedem EU Land wird ein Euro Koeffizient gegeben, und Geldtransfers richten sich nach diesem Wert. Hier mal ein Beispiel:
    Deutschland 1.0
    Spanien 1.4
    Griechenland 1.8
    Wenn wir den Griechen jetzt 20 Mrd Euro geben, dann ergibt sich ein Buchwert von 36 Mrd Euro. Durch wirtschaftliche Anstrengungen würde der Koeffizient täglich verbessert und Eigenleistung wird sichtbar. Ich habe das jetzt mal so hier reingeschrieben nicht um es einer Kritik auszusetzen, sondern um es durchzudenken.

    • @Horst. Darum hat der Comecon ja auch so prosperiert. Das ist zwar abstrakt eingängig, ich denke, dass das aber am „einfachen Bürger“ scheitert wzischen Bucheuro und Geldschein zu unterscheiden.

  2. Eine Währung ohne einen einheitlichen zivilrechtlichen Unterbau funktioniert nicht, wie „der Erfolg des BGB“ bzw. der Abbau der Finanz- und Zollschranken nach dem Deutschen Budn gezeigt haben. Mit dem Euro wird erfolglose Geschichte wiederholt.

  3. Pingback: Interview auf Facebook | Alexander Dilger

  4. Visionen wie von Alexander Dilger formuliert sind gut und richtig, gleichwohl wir in der Wirtschaft – Produktion – davon gar nichts halten, wir können nur mit Fakten, nackten Tatsachen arbeiten.

    Aber ohne langfristige Perspektiven geht es auch nicht, und eine Alternative zum Euro bzw. Rückkehr zur “ alten Währung “ ist ein langer harter steiniger Weg.

    Probleme sind damit verbundenen Imponderabilien; wir haben es aktuell mehrheitlich mit Emotionen zu tun, und bekanntlich sind die nicht zu steuern.

    Ferner partizipieren zu viel Staaten – mehrheitlich sogen. Nehmerländer der EU, abwertend auch Pleiteländer u.a. wie Griechenland – vom Euro, die werden nach meiner Kenntnis n i c h t zustimmen.

    So profitieren leider weiterhin Nationen GB, DK, Schweiz vom Euro weil Nichtmitglied.

    Empfehlung aus der mittelständischen Industrie :

    Europa der “ zwei Geschwindigkeiten “ schaffen, EU Brüssel auf Kernkompetenzen reduzieren.

  5. Grundsätzlich bin für die Wiereinführung der Ländernationalen Währung.HIER geht es ausschließlich um das Heimat Gefühl.
    sollte es in unserem Fall die DM sein,dann aber nicht 1-1.sondern1-2 €1-DM2
    Ich kann mich gut an den Schock erinnern ,als bei derBargeld Einführung nicht mehr
    1500 DM auf meinem Konto war sondern ca 750€.Der nächste Schock beim Einkaufen.Mein heiß geliebter Amerikaner beim Bäcker,sonst -,90 pf bis DM 1,jetzt
    1€ gleich DM 2,und dieses Spiel ging beliebig weiter.Ich gehörte definitiv zu den
    Konsum verweigerern über viele Jahre.Das Preis-leistungs-verhältniss stimmte nicht mehr.
    Dieser Fakt wird nach wie vor geleugnet ,dann fragt die Damen die DM und € täglich als Kassiererin hantierten.Sollte es 1-1 kommen dann ist es Egal wie die Währung heißt, es istWAS DARAUS GEMACHT WURDE.DIE GIER WAR ZU VERLOCKEND.

    • Euro=Teuro, die gefühlte Inflation ist ja ganz gut untersucht worden. Allerdings muß man auch feststellen, dass durch Zeitablauf, diese „spontane“ Inflation bei den Dingen des täglichen Bedarfs wieder vergangen ist und die Preise heute nicht wirklich unverhältnismäßig höher sind, als sie unter DM und fortschreitender Geldentwertung gewesen wären. Die Stellscharube an der es (aus Sicht des Bürgers) mangelt ist, dass die Gehälter/Renten mehrere Nullrunden hinter sich haben und so reale Kaufkraft verloren gegangen ist.
      Nun, die ernsthafte Frage, wie soll das Lohngefälle DE/PL z.Bsp. ausgeglichen werden, ohne dass Arbeit massiv abwandert? Unser Einkommenssystem muß sich dem europäischen Durchschnitt anpassen um wettbewerbsfähig zu bleiben., sagt man. In Polen steigen ja auch die Löhne, so dass dort jetzt Weissrussen und Ukrainier den „Billiglohnsektor“ besetzen.
      An dieser Stelle noch einmal auf die Angenda 2010, die diese Entwicklung festschrieb.

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